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am 04.05.2024



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Vokal total

Von Michael Blümke

Von einer polnischen Geigerin und einer rumänischen Flötistin soll hier dieses Mal die Rede sein. Beide haben gerade ihr erstes Soloalbum als Sopranistin vorgelegt. Aleksandra Kurzak hat mit sieben Jahren das Geigenspiel angefangen und erst mit 19 das Singen für sich entdeckt. Heute steht sie in New York und London auf der Bühne. Auf ihrem Debütrecital »Gioia!« präsentiert sie ein buntes Arien- Allerlei von Lucia und Gilda bis hin zu Susanna und Adele. Mit der eröffnenden Rosina-Arie und der darauffolgenden Susanna zeigt sie sich als sympathische, natürliche Gestalterin. Dieser Eindruck setzt sich im Laufe des Programms fort, wobei mitunter ein gewisses ›Temperamentsdefizit‹ zu verzeichnen ist. Vokal erweist sich Aleksandra Kurzak als sehr gut, ohne überragend zu sein. Sie besitzt keine übermäßig persönlich gefärbte Stimme, auch wird sie in der Höhe hauchig, verliert dann an Substanz (nicht jedoch an Volumen). Sie weiß zu gefallen, überwältigt aber nicht. (Decca/Universal 478 2730)

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Da hinterlässt ihre von der Flöte zum Sopran gewechselte Kollegin Teodora Gheorghiu doch einen anderen, aufregenderen Eindruck. Sicher trägt auch das eindeutig interessantere Programm dazu bei, das viele unbekannte Pretiosen enthält – allesamt »Arias For Anna De Amicis«. Diese Dame war Mozarts erste Giunia, besaß also ganz gewiss eine höchst ›geläufige Gurgel‹. Über die verfügt auch Teodora Gheorghiu, und zwar nicht nur in den erstklassig gesungenen Giunia- Arien, sondern auch in den übrigen mit Verve gemeisterten Herausforderungen von Jommelli, Myslivecˇek, Cafaro & Co. Es macht richtig Spaß, solches Virtuosenfutter zu hören, wenn es derart souverän serviert wird. Christophe Rousset und seine Talens Lyriques machen als perfekte Partner den Genuss erst vollkommen. (Aparté/harmonia mundi AP021)

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Zweimal Sopran, zweimal Wien. Im Januar 2008 hatte am Theater an der Wien Poulencs »Dialogues des Carmélites« Premiere und war so erfolgreich, dass die Produktion im April 2011 wiederaufgenommen wurde. Der Zusammenschnitt aus den beiden Aufführungsserien dokumentiert die hervorragende Arbeit von Bertrand de Billy am Pult des RSO Wien und führt ein hochwertiges Solistenensemble vor. Eine beachtliche Leistung bietet Sally Matthews mit ihrem körperreichen Sopran als Blanche. Selbst Deborah Polaski, die mit ihrem ausufernden Vibrato schon manchen Opernabend zur Pein werden ließ, hinterlässt einen durchaus positiven Eindruck. Einzig Heidi Brunners gelegentlich zu zögerlich eingesetzte Stimme erweist sich bei allem Wohlklang als zu kleinformatig, da fehlt es an Expansion – und Charisma. Doch schmälert diese Einschränkung nicht das erfreuliche Gesamtergebnis. (Oehms/harmonia mundi OC 931)

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Eine wahre Traumbesetzung bot die Wiener Staatsoper im November 1976 bei ihrer »Ariadne auf Naxos« auf. Für Edita Gruberova war diese Premiere der entscheidende Funke, um ihre internationale Karriere richtig zünden zu lassen. Was die Sängerin hier abliefert, ist ganz einfach spektakulär. Keine Kollegin (auch sie selbst nicht) hat jemals im Studio die Zerbinetta-Arie so hinbekommen, wie sie sie an diesem Abend live abgeliefert hat: mit Raffinesse und Aplomb, eine echte Zirkusnummer. Erfreulicherweise bieten auch die Kollegen Überdurchschnittliches. Agnes Baltsa gibt einen weichen, geschmeidigen, dabei stets leidenschaftlichen Komponisten mit damals noch perfekt eingebundener Höhe. James King lässt die undankbare Partie des Bacchus gar nicht so undankbar klingen. Und Gundula Janowitz‹ silbrig leuchtende, schlanke Stimme ist ohnehin ein perfektes Strauss-Instrument. Dazu Karl Böhm am Pult und fertig ist ein beglückender »Ariadne«-Abend der Sonderklasse. (Orfeo C 817 1121)

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Michael Blümke, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 1 / 2012



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