Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich eines der großen Labels für Julia Lezhneva interessieren würde. Und so kam es nicht überraschend, als die Decca die junge Russin unter Vertrag nahm und sie im vergangenen Jahr zum Einstand gleich in einer prominenten Neuaufnahme von Händels „Alessandro“ (siehe „Vokal total“ 5/2012) an der Seite von Max Emanuel Cencic einsetzte. Nun präsentiert die 23-Jährige, begleitet von Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini, mit „Alleluia“ ihr erstes Recital für das neue Label. Mit vier Solomotetten von Vivaldi, Händel, Porpora und Mozart hat sie genau den musikalischen Stoff ausgewählt, aus dem die Träume von Stimmenliebhabern sind. Lezhnevas persönlich timbrierter, lustvoll strahlender Sopran weist ein sinnliches Flirren auf, verfügt mit seiner etwas dunkleren Färbung bei aller virtuosen Leichtgängigkeit über genügend Kern, um auch in diesem auf Effekte ausgerichteten Programm nicht zum Zwitschervögelchen zu werden. (Decca/Universal)
Obwohl Sylvia Schwartz schon seit einigen Jahren die großen Partien ihres Fachs an den ersten Häusern singt, ist ihr Name vielen Vokalfans nicht wirklich geläufig. Was zum Teil wohl auch daran liegt, dass sie bisher noch nicht zu CD-Ehren gekommen ist, sieht man einmal von ihrer Mitwirkung bei einer Produktion von Lehárs „Friederike“ ab. Höchste Zeit also für ein Solo-Debüt, für das die Spanierin gut zwei Dutzend Lieder ihrer Heimat zusammengestellt hat. Die „Tonadillas“ von Enrique Granados dürfen selbstverständlich nicht fehlen, mit ihren vielfältigen Stimmungen von ironisch bis leidenschaftlich und verzweifelt, bieten sie die gern genutzte Gelegenheit zu zeigen, was man gestalterisch draufhat – Sylvia Schwartz punktet hier mit einer breiten Palette. Doch auch stimmlich überzeugt sie vollends. Ihr Sopran wirkt wie aus einem Guss, die Höhe klingt nicht, als wäre sie oben angedockt, sondern entfaltet sich organisch aus der Mittellage, schließt sich übergangslos an. Auch die Piano-Qualitäten sind bemerkenswert: keine Substanzeinbuße, kein Hauchen, nur perfekt fokussierter Klang. Es war wirklich höchste Zeit für dieses Solo-Debüt. (Hyperion/New Arts)
Mit zwei Aufnahmen zeitgleich bei ein und demselben Label herauszukommen, ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Künstler. Noch ungewöhnlicher aber ist, dass Stella Doufexis auf beiden CDs mit französischer Musik des 19. Jahrhunderts zu hören ist: einmal mit Orchester, einmal mit Klavier. Es ist nicht schwer zu erraten, wie sich das Orchesterprogramm (mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Karl-Heinz Steffens am Pult) zusammensetzt. Natürlich „Nuits d’été“, natürlich „Shéhérazade“, dazu Chaussons „Poème de l’amour et de la mer“. Es ist eindeutig das schwächere, wenn man so will, das entbehrlichere Programm. Bei den 18 Debussy-Liedern auf „Poèmes“ wirkt Doufexis ungleich freier, viel gelöster und entspannter, das klingt duftig und delikat, das atmet und schwebt. Zudem führt die Deutsch-Griechin ihren eher helltimbrierten lyrischen Mezzosopran sehr ausgeglichen und geschmackvoll. Und sie zeigt ein gutes Händchen bei der Wahl des Pianisten, dessen Können bei Debussy bekanntlich noch entscheidender zum Gelingen beiträgt als bei anderen Komponisten. Daniel Heide erweist sich in dieser Hinsicht als echter Glücksfall. (Berlin Classics/Edel)
Michael Blümke, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 2 / 2013
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