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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Ewa Podleś (c) Andrzej Świetlik

Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten Neues von der Hinterbühne

Weltklasse-Geigerin Lisa Batiashvili, aus Georgien stammend, glaubt, dass Jugend unter Geigerinnen ein ‚fatal hohes‘ Gut ist. „Solang wir Geigerinnen jung sind, haben wir gute Chancen. Mein Vorteil war, dass ich nicht mit diesem Image gestartet bin“, so Batiashvili zu Hause in Berlin. Es habe bei ihr keinen Durchbruch gegeben. „Ich habe früh Kinder gehabt, was mich ganz automatisch bremste. Ich war niemals ein sogenanntes ‚Geigen-Girlie‘“. „Allesentscheidend“ sei für den Beruf: ein starker Wille. „Nur wenn der da ist, hat man Möglichkeiten.“ Sie habe lange gebraucht, bis sie verstanden habe, was sie anders mache. „Ich glaube heute, dass ich doch eine intuitive Musikerin geblieben bin. Meine Herkunft spielt eine sehr große Rolle.“ Ihr Vater sei 50 Jahre lang zweiter Geiger in einem Streichquartett gewesen. „Ich denke vom Ensemble her. Dass alle zusammenarbeiten wie in einem einzigen Körper, das fasziniert mich.“

Star-Flötist Emmanuel Pahud hält die Flöte für das erotischste Instrument im Orchester. „Außer für mich selbst“, so Pahud in Taipeh, wo er gerade auf Tournee war. „Für mich ist es Arbeit“, meint der Flötist. „Ich würde vielleicht ergänzen, dass für mich auch die Klarinette und das Cello sehr erotische Instrumente sind. Bei ihnen geht es um Flexibilität, Spiritualität, Biegsamkeit. Ich liebe es, in Klänge eingebunden zu sein. Da gibt es Momente, wo wir miteinander verschmelzen. Sehr erotisch.“ Das könne sogar der Grund sein, weshalb er so oft auftrete. „Tatsächlich stehe ich etwa 250 Mal pro Jahr auf der Bühne. Ungefähr die Hälfte davon als Flötist bei den Berliner Philharmonikern. Ich bin gern in der Musik.“ Das Publikum gebe ihm dabei „einen Adrenalinstoß sondergleichen. Ich fühle mich irgendwie ‚potenzioniert‘ durch meine Auftritte.“

Geiger Augustin Hadelich, der über einen lyrischen, fast schmelzenden Geigenton verfügt, glaubt ein natürliches Ventil dafür zu haben, dass es nicht kitschig wird. „Mir wird schlecht, wenn zu viel rumgeschmalzt und rumgeschnulzt wird“, sagte er zu Hause in New York. „Wenn die Glissandi süßlich klingen, hat der Ton meist auch zu wenig Kern. Das gefällt mir nicht“, so Hadelich. Der Klang müsse „schwingen und sich bewegen“. Dass er vom Publikum stets mit überdurchschnittlichem Enthusiasmus empfangen wird, kann er gleichfalls erklären. „Es liegt daran, dass ich lächle. Auf Video habe ich manchmal Künstler gesehen, die es nicht vermochten, freundlich zu sein. Das fand ich doof. Wenn ich schon beklatscht werde, nur weil ich eine Bühne betreten habe, sollte ich dankbar dafür sein“, so Hadelich. Die Karriere des heute 39-Jährigen begann in den USA. „Auf dem Punkt, auf dem ich jetzt in Europa bin, war ich dort schon vor acht bis neun Jahren“, so Hadelich. „Ich hatte nie das Gefühl, dass es wegen meines Aussehens dort irgendwie schwieriger sei. Man war in Amerika sehr offen mir gegenüber. Das hat mir sehr geholfen.“

Die polnische Kontraaltistin Ewa Podleś, eine unter Melomanen kultisch verehrte Sängerin, ist – nur neun Wochen nach dem Tod des von ihr jahrelang gepflegten Mannes, des Pianisten Jerzy Marchwiński – gleichfalls gestorben. Sie wurde 71 Jahre alt.

James Gaffigan, neuer Chefdirigent an der Komischen Oper, hält den Beruf des Dirigenten für einen ‚Putzjob‘. „In jedem Orchester muss saubergemacht werden“, so Gaffigan. Dafür sei er zuständig. „Ich mag keine Dreckecken. Meine Aufgabe besteht darin, die Dinge auseinanderzunehmen und wieder neu zusammenzusetzen … Das Publikum darf die schwere Arbeit, die das macht, nicht einmal bemerken.“ Der wichtigste Körperteil des Dirigenten? Technisch gesehen: „die Augen“, so Gaffigan. „Wenn etwas daneben geht oder aber richtig gut wird, schließe ich sie sofort.“ Seine liebsten Körperteile dagegen seien: „Meine Beine“, so Gaffigan. „Manchmal muss man dastehen wie eine Eiche. Und manchmal tanzen wie wild. Ich liebe es, schlecht zu tanzen. Zu mehr reicht es bei mir nämlich nicht.“

Kai Luehrs-Kaiser, 02.03.2024, RONDO Ausgabe 1 / 2024



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