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Auf die Frage, was er von der „Dreigroschenoper“ halten würde, hat Arnold Schönberg ziemlich missmutig geantwortet: „Lehár, ja. Weill, nein. Ich kann überhaupt keine Qualität in seiner Musik finden.“ Nach diesem Urteil war verständlicherweise das Tischtuch zwischen den beiden endgültig zerschnitten. Und aus heutiger Sicht kann man sich immer noch wundern, dass sich Schönberg derart abschätzig über seinen Kollegen und eines seiner bis heute berühmtesten Werke geäußert hat. Mit seiner Meinung blieb er bekanntlich so ziemlich allein. Was auch Stephen Hintons fulminante Weill-Würdigung unterstreicht, die angesichts ihrer Faktenfülle und ihrem intensiven Fokus auf das Musiktheaterschaffen Weills wohl lange Maßstäbe setzend bleiben dürfte. Ähnlich wie vielleicht nur noch Jens Malte Fischer mit seiner „Mahler“-Biografie, schafft es Hinton, das Leben und Werk Weills fulminant zu verzahnen und dabei die weitverzweigte Weill-Rezeption unter die Lupe zu nehmen, die von Adorno bis Bernstein reicht. Hinzu kommt die genaue Betrachtung all der Meisterwerke, die Weill in der alten Heimat Europa und im neuen amerikanischen Zuhause komponiert und mit denen er sich als unerschöpflicher Erneuerer der Musiktheater-Sprache und Form entwickelt hat. Statt nämlich erfolgsverwöhnt den einmal eingeschlagenen Weg einfach gewinnbringend weiterzugehen, schien sich Weill einfach immer wieder neu erfinden zu wollen. Angefangen von eben den Songspielen und der „Dreigroschenoper“ über die Lehrstücke wie „Der Lindberghflug“ und die „Sieben Todsünden“ bis hin zu den Musicals. Weill war von einer geradezu kreativen Rastlosigkeit ausgezeichnet. Und auch dafür bewundert Stephen Hinton ihn zu Recht.
Guido Fischer, 02.03.2024, RONDO Ausgabe 1 / 2024
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