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Monika Reinhard als Marie und Tomasz Wija als Ivan (c) Christina Iberl
Eine Oper über Ivan den Schrecklichen, ist das klug positioniert am ersten Jahrestag des Ukraine-Kriegs? Am Staatstheater Meinigen hat man darüber nachgedacht, die ursprüngliche Planung aber nicht revidiert, sondern kreativ adaptiert. Und so bekommt „Ivan IV“ von Georges Bizet neue Dringlichkeit.
In einer grauschwarzen Bühnenbildkiste konzentriert Regisseur Hinrich Horstkotte alles auf eine dichte Personenführung. Ein Hügel, der aussieht wie die Steine des Holocaust-Mahnmals in Berlin, zeigt die mahnende Überzeitlichkeit dieses expressiven Ambientes. Und am Ende, der grausam gemütsschwankende Zar hat sich zwar zu seiner Frau Maria bekannt, schlägt aber trotzdem im Wahn die Krone an den Thron, zieht sich das russische Volk ein Betttuch über die Köpfe. Öffnet sich der Vorhang noch einmal, dann ist dieses Laken in die Farben der Ukraine getaucht.
Bizet war keineswegs der Eine-Oper-Komponist, als der er heute weitgehend im Repertoire erscheint. Auch wenn sein letztes Werk, die unsterbliche „Carmen“, uraufgeführt 1875 drei Monate vor seinem Tod mit nur 36 Jahren, die Spielpläne weltweit und unangefochten anführt. In einer Zeitspanne von zwanzig Jahren entstanden immerhin 15 Bühnenwerke.
Darunter ist auch „Ivan IV“ eine fünfaktige Grand opéra, komponiert 1862–65. Die kam nie zur Aufführung, der 12-minütige fünfte Akt wurde nicht mehr orchestriert. Komplettiert szenisch kam das Werk erst 1951 in Bordeaux heraus – in einer vieraktigen Bearbeitung. 1975 wurde es in England konzertant erstmals in der ergänzten Originalfassung gegeben, die liegt auch einer CD-Aufnahme von 2002 zu Grunde.
Große, tänzerisch aufgelöste Tableaus und konzentriert-üppige Arien, Duette, ein spannungsvolles Terzett wechseln sich ab. Es ist eine gelungene Grand opéra, psychologisch interessant, wenngleich ohne die Melodienfülle des weltberühmten Hitsellers. Philippe Bach hat mit der Hofkapelle die extremen Kontraste des instrumental schillernden Stückes souverän im Griff. Sechs Rollen mit höchsten Vokalanforderungen sind sehr befriedigend besetzt. Die Reise nach Meiningen lohnt: Auch weil es Not tut, sich mit russischer Kulturgeschichte auseinanderzusetzen und die nicht Putins Propaganda zu überlassen.
Manuel Brug, 01.04.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023
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