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(c) Johannes Brugger
„Das“ Klavier gibt es nicht. Nicht nur in der sogenannten „Alten Musik” sind Vergleiche zwischen den Möglichkeiten der verschiedenen Modelle an der Tagesordnung. Hat sich schon einmal ein moderner Komponist mit diesen Unterschieden kreativ beschäftigt? Carlos Cipa hat es getan: Elf verschiedene Instrumente kommen in seinem Album „Correlations“ zum Einsatz – vom Pleyel aus dem Jahre 1834 bis zum modernen Steinway. Dabei spürt Cipa nicht nur den klanglichen Inspirationen von Flügeln nach: Zu seinem Instrumentarium gehören auch ein Tafelklavier und – mit dem Fender Rhodes von 1976 – eine elektrische Variante. Die mitunter sehr reduzierten, sich auf minimale akustische Verschiebungen entwickelnden Tracks präsentieren sich als tastende Improvisationen, dann wieder in Verfremdungen – und das nicht nur klanglich, sondern auch mit radikalen Schnitttechniken.
Ätherische, meditative Chormusik ist das eine, der an himmlische Sphären erinnernde sinnlich-überirdische Klang der Harfe das andere. Das Album „Peaceful Choir“ verbindet beides. Die Harfenistin Lavinia Meijer hat sich mit dem unter Schirmherrschaft der UNESCO stehenden World Choir of Peace zusammengetan, um den ganz besonderen Sound dieser Zusammenstellung mit einem Doppelalbum zu feiern. Originalliteratur für harfenbegleiteten Chor ist knapp. So bietet das Album mit Stücken großer „neuer“ Klassiker wie Karl Jenkins, John Rutter, Hans Zimmer, Arvo Pärt, Hauschka, Ellis Ludwig-Leone, Maarja Nuut oder David Reichelt gleich ein Dutzend Weltersteinspielungen. Hinzu kommt ein gerade bei dieser träumerischhypnotischen Musik besonders willkommener Sondereffekt: Das Projekt wurde in einer 360⁰-Aufnahmetechnik produziert, bei der die Stimmen der im Kreis stehenden Sängerinnen und Sänger einzeln mikrofoniert eingefangen wurden. Man kann die 19 Titel also „wie mittendrin“ genießen. Gastauftritte setzen besondere Akzente. Neben Lavinia Meijer sind die Geigerin Esther Abrami, die Pianisten Tim Allhoff und Josefa Schmidt sowie der Cellist Gereon Theis dabei.
Eine Band und ein Barockensemble haben mehr gemeinsam, als viele glauben: fundierten Bass, Akkordstützen für den harmonischen Fortgang, Improvisation hier wie da. Kein Wunder, dass sich das Ensemble Spark nicht nur als Band versteht, sondern eben auch seine musikalischen Inspirationen aus Partituren gewinnt, die durchaus einige Hundert Jahre alt sein können. Mit „Be Baroque“ erkundet das Quintett mit Streichern, Flöten, Melodica und Klavier einmal mehr schöne Momente großer musikalischer Perückenträger – von Bach, Vivaldi und Händel bis hin zu Couperin und Duphly. Wer die wunderbaren Aufnahmen und Auftritte des Ensembles verfolgt hat, wird in diesem Album eine ganz neue Tiefe wahrnehmen. Weit mehr als sonst spüren die Fünf den Strukturen nach, gönnen sich auch ruhige Momente, loten feinste Klangbalancen aus und bauen auch so manche Partitur adaptierend ganz neu auf. So etwa in den kreativen Einfällen in der Version von Händels „Ankunft der Königin von Saba“ – mit neu eingebauten „Stopp-Schildern“ in der treibenden Motorik.
Als die Wiener Philharmoniker einst erstmals Strauss-Walzer im Wiener Musikverein spielten, war dieses Ereignis einen roten Kringel im Kalender wert. Ähnlich wie auch bei diesem Event: Im Januar 2020 stand John Williams im Goldenen Saal am Pult des altehrwürdigen Ensembles und dirigierte live seine Filmmusik – darunter auch zwei neue Arrangements, bei denen er für Anne-Sophie Mutter Filmthemen in konzertante Violinsoli verwandelt hat, weshalb die Geigerin ebenfalls in Wien zu Gast war. Und so stand der weiche, weiträumige, aber mit starken Mittellagen versehene Sound der Wiener (hier in Dolby Surround) im Dienst großer Filmmomente – vom Flug nach Neverland über den Klang gewordenen Erdbesuch von E.T. und „Star Wars“ bis zu den Abenteuern von Indiana Jones.
Oliver Buslau, 26.09.2020, RONDO Ausgabe 4 / 2020
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Nach seiner viel beachteten Aufnahme der 7. Sinfonie setzen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln ihre Bruckner-Gesamteinspielung fort. Die „Romantische“, wie Anton Bruckner seine vierte Sinfonie selbst betitelt, komponierte er 1874 inmitten einer Zeit persönlicher Niederlagen. Und er zweifelt sofort an seinem Werk, bezeichnet manche Stellen als „unspielbar“ und findet die Instrumentation „hie und da überladen und zu unruhig“. Erst Jahre später, nach […] mehr