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(c) Stefan Gloede
„Europa“, das mag als Thema durchaus großkariert erscheinen. Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci indes (8. – 24.6.) zeichneten sich während der überragenden (und überragend langen) Ära ihrer Leiterin Andrea Palent stets durch Kleinteiligkeit, Ehrpusseligkeit und Liebe zum Detail aus. Die seit sagenhaften 27 Jahren amtierende Palent kannte jedes Teekesselchen, jeden Kachelofen und jeden Rosenpavillon im Areal der Preußischen Schlösser und Gärten, hinter dem man doch, zumindest ein Mal, ein hübsches, kleines Konzert veranstalten könnte.
So gab es in Potsdam seit Jahren nicht nur die spannendsten Opern-Wiederausgrabungen von Lully, Vivaldi und Antonio de Literes (auf die man im benachbarten Berlin bis heute vergeblich wartet). Mit Gartenkonzerten, musikalischen Schnitzeljagden und Fahrradtouren beweisen die Musikfestspiele ihren ungeahnten Sinn fürs Pittoreske, Entdeckerhafte ebenso wie fürs große Feuerwerk und musikalische Gulaschkanonen. Kein anderes Festival zeigte, wie gut sich Publikumswirksamkeit mit Connaisseur- Vorlieben verbinden lässt.
Kostprobe gefällig? In diesem Jahr bietet man Alessandro Melanis Opern-Prolog „L’Europa“ nebst szenischen Auszügen aus Georg Muffats „Florilegium Secundum“ (Orangerieschloss, ab 14.6.,). Christina Pluhar präsentiert ihr neues Balkan-Projekt (Orangerie-Terrassen, 16.6.). Es gibt „Wollust für die Ohren“ mit spanischen Fandangos und Follias (Marmorpalais, 14.6.), Konzerte „für Babys bis 12 Monate“ (Schloss Babelsberg, 17.6.), eine politische „Cecilienhofnacht 1945 (Schloss Cecilienhof, 15.6.) sowie ein „Europäisches Picknick“ im Park Sanssouci (23.6.).
Woraus folgt, was Stammbesucher seit langem wissen: Die Schlösser und Gärten des Potsdamer Weltkulturerbes lassen sich bei keiner anderen Gelegenheit so mannigfaltig, genussvoll und intim erleben wie hier. Ab nächstem Jahr übernimmt dann Blockflötistin Dorothee Oberlinger wunschgemäß das Ruder (schon in diesem Jahr: 10.6., Friedenskirche). Die Festspiele stehen einzig da in programmatischer Verstiegenheit und Vielfalt. Wer hier nicht war, weiß nicht, was Festspiele vermögen!
„Europa“, 8. – 24. Juni
www.musikfestspiele-potsdam.de
Robert Fraunholzer, 26.05.2018, RONDO Ausgabe 3 / 2018
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