myrios/harmonia mundi MYR 009
(79 Min., 10 - 11/2012)
Sie werden mit den Jahren immer noch besser. Wie ein exzellenter Rotwein, bei dem man sich eigentlich keine weitere Qualitätssteigerung vorstellen kann, haben auch die vier Musiker des Hagen Quartetts doch eine noch höhere Stufe der Verfeinerung und Veredelung erreicht. In der aktuellen Saison spielt das Ensemble, das 2011 sein 30-jähriges Bestehen feiern konnte, in so ziemlich allen wichtigen Musikmetropolen den kompletten Zyklus der Beethovenschen Streichquartette. Drei davon finden sich folgerichtig auf ihrer neuesten Einspielung, zwei aus dem Sixpack Opus 18 sowie das allerletzte.
Starke Kontraste – klanglich, dynamisch, agogisch – und eine beglückende Geistesfreiheit bestimmen diese CD. So viele fahle, auch gebrochene Töne fand wohl noch kein Quartett in den eher heiteren, lebenssprühenden Werken der frühen Sechsergruppe. Mit unerhörter Kühnheit lassen die Hagens die Stimmung von einem Ton zum nächsten kippen, um sie kurz darauf wieder zurückzuführen, schaffen in der scheinbar angepassten Gesellschaftsfähigkeit dieser Werke eine Parallelwelt unterbewusster Abgründe. Es herrscht eine geheimnisvolle, mitunter auch latent bedrohliche Atmosphäre – eine ganz neue und enorm packende Hörerfahrung. Und weil sich die Dame und ihre drei Herren bei Beethovens letztem Gattungsbeitrag spielerisch wie geistig als ebenso gelöst und risikofreudig erweisen, kann es nur ein Resümee geben: was für ein Bukett, was für ein Körper, was für ein Abgang!
Michael Blümke, 08.06.2013
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