TDK DV-VTBB (Bonney), DV-VTGB (Bumbry), DV-VTRL (Lott), DV-VTDU (Upshaw), DV-VTIB (Bostridge), DV-VT
(91 Min., 2000-2002)
Wenn Grace Bumbry doch nur Recht hätte! Dann würde jedes Kind auf der Straße Schumanns "Nussbaum" kennen und wir lebten in einer besseren Welt. Und dann würde es vielleicht auch keine DVD-Reihen wie "Les Voix de Notre Temps" geben. Denn die zerstört, was bei einem Liederabend eine ganz entscheidende Rolle spielt: die Einheit, die Linie, den Zusammenhang. Das Muster ist so simpel wie falsch: Die Sängerin, der Sänger oder der Pianist plaudert aus dem Leben. Erzählt etwas über ein Lied. Warum es ihr oder ihm besonders gefällt. Warum es schwer zu singen ist. Was er oder sie vermitteln möchte, etc. Dann hören wir das Lied und vielleicht sogar noch ein zweites und manchmal ein drittes - und spätestens dann wird wieder geredet.
Als Schnittmaterial dienen Liederabende aus dem Pariser Châtelet. Die Gespräche wurden separat gefilmt. Der Ansatz ist nicht uninteressant, nur hätten der musikalische Teil und die Erläuterungen klar getrennt werden müssen. So wirkt alles zerrissen, wie ein Patchwork. Natürlich ist Grace Bumbry eine beeindruckende Künstlerin, natürlich beherrscht Thomas Hampson seinen Mahler und Ian Bostridge seinen Wolf. Natürlich glänzt Dawn Upshaw mit Messiaen und Charles Ives. Und natürlich kann Felicity Lott anrüchigen Operettenschlagern nicht widerstehen. Allerdings serviert sie die politically correct: Im Original zählt Frau Ypsilon aus Oscar Straus‘ "Eine Frau, die weiß, was sie will" zu ihren Liebhabern einen Jazzband-Neger. Aus dem wird bei Dame Felicity ein "Ordensträger". Das macht den Liederabend nicht schlechter und die Serie nicht besser.
Jochen Breiholz, 02.10.2004
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