EMI 557 681-2
(68 Min., 9/2003) 1 CD
Als Salome können wir sie uns nicht wirklich vorstellen. Zumindest nicht szenisch. Stimmlich dagegen kommt Deborah Voigt dem Klang-Ideal der Prinzessin von Judäa erstaunlich nahe. Voigt will Wut, Hass, Sehnsucht, Verlangen, Liebe, Wahnsinn hörbar machen. Doch vieles wirkt zu konstruiert, nicht echt und damit letztlich auch nicht glaubwürdig. Ihre Kaiserin scheint dagegen in der Tat überirdisch, ein Wesen aus einer anderen Welt, das silbern leuchtend durch die Stratosphäre dieser Partie schwebt. Ihre Ariadne ist in ihrer überreichen Fülle ("Du wirst mich befreien") beeindruckend, und ihre Chrysothemis setzt nicht etwa alles auf den Showstopper des "Weiberschicksals", sondern offenbart sich in viel sagenden Zwischentönen.
Wenn sie als "Tannhäuser"-Elisabeth die "teure Halle" grüßt, so tut sie das jubelnd, mit inniger Wärme und Zartheit. Ihre Sieglinde strotzt vor unterdrückten, verdrängten Gefühlen ("Der Männer Sippe"). Ihre Isolde ist bald Furie, bald weltvergessende Liebende. Allein an der Aussprache müsste die Diva hier und da noch arbeiten; müsste sich nicht ganz so in die Konsonanten verbeißen. Und das Glamourfoto im Beiheft, auf dem La Voigt mit platinblonder Turmfrisur umrankt von schwarzen Federn posiert, das hätte eher zu "Hello, Dolly!" gepasst.
Jochen Breiholz, 07.08.2004
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