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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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The Gil Evans Orchestra Plays The Music Of Jimi Hendrix

Gil Evans

RCA/BMG 09026 63872 2
(79 Min., 6/174, 6/1975) 1 CD

Als Jimi Hendrix in den Lauf der Musikgeschichte eingriff, war Gil Evans schon ein älterer Herr mit langen weißen Schläfen, der schon lange als Arrangeur mit seiner verschwenderischen Klangfarbenpalette den Jazz bereichert und besonders dem orchestralen Cool Jazz auf die Sprünge geholfen hatte. Aber der 1912 Geborene (die meisten Musiker seiner Generation spielten bis an ihr Lebensende Swing!) hatte nie aufgehört, die aktuellen Tendenzen der Musik in typischen Evans-Sound zu verwandeln.
Genauso wie mit Miles Davis wollte Evans auch mit Jimi Hendrix zusammenarbeiten: Hendrix' Solo-Gitarre wäre in einen maßgeschneiderten, orchestralen Rahmen eingebettet worden. Doch Hendrix' früher Tod machte die gemeinsamen Pläne zunichte. Ein Konzert in der Carnegie nahm Evans 1974 zum Anlass, der Musik des dreißig Jahre jüngeren Gitarristen ein Denkmal zu setzen. Es wurde zur Generalprobe dieses Albums.
Die Klangwelten von Hendrix und Evans sind überraschend kompatibel, zumal Hendrix ja nicht nur ein Rock-Star war, sondern letztlich vor allem ein begnadeter Blues-Gitarrist, und als solcher nicht so weit weg vom Jazz angesiedelt war. Das Resultat ist eines der bluesigsten Alben in Evans' Werk, ein zeittypisches Album zwar, das, wiewohl jünger, nicht ganz so zeitlos klassisch wirkt wie die Zusammenarbeiten mit Miles Davis. Es stammen auch nur wenige Arrangements aus Evans' Feder, darunter "Up From Skies", der Höhepunkt des Albums.
Trotzdem handelt es sich um ein heute noch hörenswertes Tribut, das weit aus der Flut der Jazzrock-Alben jener Tage herausragt, ein indirekter Beweis, dass Hendrix mehr als nur ein Rock-Idol war. Dem neunzehnköpfigen Orchester gehörten Größen wie die Trompeter Hannibal und Lew Soloff und der Tenorist Billy Harper an. Maßgeblich beteiligt am Erfolg waren die drei Gitarristen Ryo Kawasaki, Keith Loving und vor allem John Abercrombie. Sie verbreiten das richtige Flair, ohne dass man ihre Dienste überstrapaziert hätte. Hendrix' Erbe lebt auch im Spiel der anderen Solisten, etwa in der verzerrten Tuba Howard Johnsons, und in den Arrangements.
Gegenüber der LP-Fassung enthält die CD fünf zusätzliche Stücke, darunter eines aus dem Jahr 1975.

Marcus A. Woelfle, 14.03.2002



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