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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Smile

Jacky Terrasson

Blue Note/Capitol 5 42413 2
(62 Min., 2002) 1 CD

Endlich wieder ein Trio-Album von Jacky Terrasson! Das erste seit dem 1997 eingespielten „Alive“. Nicht dass er seither müßig gegangen wäre: Eine Fusion-CD, ein Album mit der Sängerin Cassandra Wilson, ein Album als Sideman des italienischen Saxofonisten Stefano di Battista und vieles andere mehr hat er inzwischen vorgelegt. Aber so wie Art Tatum am besten im Solo zur Geltung kam, so wie der jüngst verstorbene Pianist Ellis Larkins vor allem als Duo-Partner geschätzt wurde, so entfaltet Jacky Terrasson seine enormen Fähigkeiten vor allem im Trio-Format.
Sind die Triolog-Partner seine regulären, also der subtile Kontrabassist Sean Smith und der junge Drummer Eric Harland, dann ist der Erfolg programmiert. Auf drei Stücken bringt Remi Vignolo mit seinem E-Bass eine andere Klangfarbe ein. Dies geschieht vor allem bei den funkigeren Stücken wie Stevie Wonders „Isn’t She Lovely?“, dessen wohl bislang intellektuellste Version hier vorliegt: Die in Dissonanzen parallel geführten Linien sind ein Bravour-Stück.
Das Programm des in Berlin geborenen, in Paris lebenden Franko-Amerikaners lässt seine unterschiedlichen Wurzeln erkennen: Neben Originals erklingt Französisches („Sous le ciel de Paris“) sowie amerikanische Standards. Selbst Songs, die so sattsam bekannt sind wie „Autumn Leaves“ oder „My Funny Valentine“, dass man einer neuen Interpretation kaum mehr neue Genüsse zutraut, gestaltet Terrasson so frisch, dass man sie immer wieder hören möchte. Auch Stücke, die man mit Giganten des Faches verbindet, etwa „Parisian Thoroughfare“ (Bud Powell) und „Nardis“ (Bill Evans) überraschen aufs Neue.
Die verblüffendste Eigenschaft Jacky Terrassons ist immer noch seine hochvirtuose wie sensible Mischung sehr unterschiedlicher Einflüsse. Hat man gerade vermeintlich Keith Jarrett im Ohr, kann plötzlich Ahmad Jamal aus den Tasten spritzen oder Monk Ecken und Kanten einbauen oder ... Inzwischen wirkt dieses Gemisch heterogener Auffassungen aber auch schon wie ein eigener, origineller Stil. Das Lyrische liegt Terrasson, doch im Quirligen und Witzigen erreicht er sein Höchstformat.
Mit 47 Minuten Spielzeit wie in den LP-Tagen ist das Album zwar kurz, doch mehr Kurzweil wird man auch in wesentlichen längeren Klaviertrio-Alben selten finden.

Marcus A. Woelfle, 24.10.2002



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