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N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



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The Hawk In Hi-Fi

Coleman Hawkins

Bluebird/Sony BMG 09026 63842 2
(68 Min., 1/1956) 1 CD

1956 setzte Coleman Hawkins zu einem Comeback an, das ihn im Folgejahr dank zahlreichen herausragenden Platten und umjubelten Auftritten wieder in die Spitzengruppe der Jazz-Stars katapultierte. Endlich hatte man nach all den Jahren dominierender cooler Flüsterhörner wieder das Bedürfnis, den Urvater des Jazz-Saxofons mit seinem majestätischem, expressiven Sound zu vernehmen.
Die Plattenfirmen waren auch dazu bereit, dieses Bedürfnis zu befriedigen, versuchten aber gerade in jenen Anfangsjahren des Comebacks die Intensität der hawkinsschen Klangwelt für das breite Publikum etwas abzumildern, mit Produktionen, die der Easy-Listenig-Music jener Jahre für jazzpuristische Geschmäcker allzu nahe standen. Dass man dabei auf die Idee verfiel, Hawkins unter dem damals so publicity-trächtigen "Hi-Fi"-Etikett mit einem "luxuriösem" Streicherapparat zu kombinieren, ist verständlich. Dass Hawkins, der als klassischer Hobby-Cellist mehr als jeder andere Jazz-Saxofonist Bezug zu Streichern hatte, dabei gerne mitmachte, ist verzeihlich.
Die Aufgabe, den Zuckernebel zu fabrizieren, hatte Billy Byers, ursprünglich ein Jazzposaunist, der damals gerade seit einiger Zeit als Arrangeur für Fernsehshows tätig gewesen war. Man muss ihm attestieren, dass er es mit großem handwerklichen Geschick tat. Es ist ja nicht zu leugnen, dass Hawk gerade angesichts dieser Kontrastfolie in seiner ganzen Wahrhaftigkeit zur Geltung kommt - ebenso wie ein großer Schauspieler in einer seichten Hollywood-Produktion erstrahlt.
Immerhin gehört "The Hawk In Hi-Fi" zu den besseren Alben des Genres. Sinngemäß gelten auch hier die Worte meines Kollegen Mátyás Kiss' zu "The Hawk In Paris", einem Album das kaum ein halbes Jahr später entstand: "Nach drei Minuten ist auch das kitschigste Arrangement vorüber, das dann auch weit weniger schlimm war, als befürchtet: Der riesige, ebenso knorrige wie vibratoreiche Ton Hawkins' bläst binnen Sekunden alle Geschmacksbedenken beiseite."
Bemerkenswert ist "The Hawk In Hi-Fi" wegen Hawkins' unter diesen Umständen freilich nicht erfolgversprechendem Versuch, seiner 1939 auch für RCA eingespielten legendären Version von "Body and Soul" mit einer ganz anders gestalteten Interpretation auszustechen. Hörenswert ist das Album vor allem wegen der vier Streicher-freien Big-Band-Titel. Unter anderem an der Seite des Trompeters Charlie Shavers hat "Bean" hier die Möglichkeit, relativ kompromisslos zu jazzen. "Bean and The Boys", einst Hawks Bekenntnis seiner Freundschaft zu der jüngeren Bebop-Generation gerät spritzig. Zwei Stücke belegen zudem, zu welch großem Blues-Spieler Hawkins Mitte der fünfziger Jahre herangereift war. Die CD-Ausgabe enthält gegenüber der LP neun Alternate Takes, allerdings nur der Titel mit Streichern.

Marcus A. Woelfle, 17.01.2002



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