Der in den USA geborene deutsche Gitarrist Franz Halász zählt seit Jahren zur Weltspitze seines Instruments. Er hat für Naxos und für das schwedische Label BIS eine ansehnliche Diskografie mit allen Gitarrenwerken von Turina, Takemitsu, Carulli, Henze, Mompou, Piazzolla und zuletzt auch von J.S. Bach eingespielt und dafür weltweit überschwängliche Kritiken erhalten. Seit 2010 bekleidet Halász auch den ersten Lehrstuhl für Gitarre an der Hochschule für Musik und Theater in München. Nach seinem zuletzt veröffentlichten Album mit den Bach’schen Lautensuiten hat er jetzt Bachs Werke für die Solovioline komplett auf die moderne sechssaitige Gitarre übertragen und in der Wallfahrtskirche im bayerischen Ising in audiophilem Klangbild eingespielt.
Es ist eine der faszinierendsten Gitarrenaufnahmen der letzten Jahre, das diese Gipfelwerke für ein Saiteninstrument in orchestraler Pracht und atemberaubend virtuos auf das Zupfinstrument überträgt. Wer die Originale kennt, also das „erfüllte Alleinsein“ des Geigenklangs, wird erstaunt sein über die neue, in allen Farben glänzende, haptische Klangarchitektur der Gitarrenversion, bei der Halász lediglich einige Bassnoten hinzugefügt hat. Durch sein agogisch atmendes, melodisch ausgeformtes Spiel verleiht er sowohl den Sonaten- als auch den Partitensätzen eine innere emotionale Kraft und Schönheit, die den Hörer unmittelbar mit positiver Energie überflutet und zugleich den polyphonen Stimmenverlauf in lebendiger Transparenz abbildet.
Die von Halász selbst betreute Aufnahmetechnik überträgt den warmen, in allen Farben leuchtenden Klang seiner wunderbaren Hauser-Gitarre in hautnaher Präsenz, als säße man direkt neben ihm in dem sanft hallenden Kirchenraum. So lauscht man über zwei Stunden lang gebannt seinem einzigartigen Bach-Statement, das uns ganz neue, aufregende Einblicke gewährt in Bachs Solo-Universum.

Attila Csampai, 27.04.2024

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