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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Saverio Mercadante (1797–1870), hierzulande hauptsächlich bekannt für sein zweites Flötenkonzert, wird endlich auch als Opernkomponist wieder mehr beachtet. Er, dessen Namen man früher nicht aussprechen durfte, weil er angeblich den bösen Blick hatte, verkörpert in der italienischen Romantik das dramatischere Bindeglied zwischen Rossini und Bellini hin zu Donizetti und Verdi, die sich beide gerne bei seinen Innovationen bedienten, ihn dann aber eben doch an Talent und vor allem melodischer Erfindungskraft übertrafen.
Das gilt etwa für ein frühes Werk wie die erst kürzlich in Martina Franca uraufgeführte (!), in Erl und Frankfurt nachgespielte „Francesca da Rimini“. Nicht jedoch für ein wirklich starkes Stück, wie den von Carlo Rizzi wiederentdeckten Dreiakter „Il proscritto“ („Der Gesetzlose“). Während eine parallele Vertonung des Librettos durch Otto Nicolai floppte, hatte die Mercadante-Novität 1842 in Neapel einen Riesenerfolg. Trotzdem dauerte es 180 Jahre bis zur Wiederbelebung durch die verdienstvolle Opera Rara, deren konzertanter Londoner Aufführung unter der glutvollen Leitung Rizzis wie stets eine Aufnahme vorangegangen war.
In der ungewöhnlichen Kombination von zwei Tenören als Rivalen um die Liebe des Mezzosoprans, der von seinem Contralto singenden Bruder unterstützt wird, sind hier vier exzellente Sänger vereint. Der dunkler tönende Ramón Vargas und der hell-juvenile Iván Ayón-Rivas stacheln sich als Giorgio und Arturo gegenseitig an, Irene Roberts’ Malvina prunkt mit glutvollen Tönen, Elizabeth DeShong als Odoardo räumt in ihrer Arie mit profunder Tiefe ab. Sally Matthews und Goderdzi Jenalidze liefern ebenfalls hörenswerte Vokalbeiträge, während der Opera Rara Chorus und die Britten Sinfonia für plastische Klangfarben aus dem schottischen Hochland der Cromwell-Zeit sorgen. Da sollten die Opernintendanten durchaus reinhören.

Matthias Siehler, 13.05.2023


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