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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Nadia Boulanger, Lili Boulanger

Les heures claires (Mélodies)

Lucile Richardot, Raquel Camarinha, Stéphane Degout, Sarah Nemtanu, Emmanuelle Bertrand, Anne de Fornel

harmonia mundi/Bertus HMM 902356.58
(190 Min., 2&6/2022) 3 CDs

Vom zügigen Audioverzehr dieses aus drei ungewöhnlichen CDs bestehenden Albums muss dringend abgeraten werden. Denn die beiden, erst jetzt so langsam in ihrer mal symbiotischen, mal sehr eigenständig komponierenden Doppelexistenz wertgeschätzten Boulanger-Schwestern, die jungverstorbene Lili (1893–1918) und die besonders als Pädagogin berühmte Nadia (1887–1979), hatten ihre Liedproduktion natürlich nicht zum Hintereinanderweghören verfertigt. So wie generell ein Übermaß französischer Mélodies, ganz anders als eine XXL-Portion Schubert, schnell zu Ermüdungserscheinungen führen kann: zu gefällig parlandoflüssig und zart salonhaft beflügelt wirkt da vieles in allzu rascher Abfolge. Also: sich Zeitlassen, diese feinen Petit Fours nach und nach genießen.
Auf immerhin 63 Einzeltitel (es gibt auch instrumentale Einsprengsel) mit über drei Stunden Spielzeit bringen es Lili (eine CD) und Nadia (zwei CDs). Als erste Gesamtaufnahme hat jetzt die profunde, aber auch leise vokaldahinwehende Mezzosopranistin Lucile Richardot, sonst eher im Barockgewerbe zu Hause, dem hier stilistisch gar nicht weit auseinanderdriftenden Kreativ-Duo eine so fleißige wie könnerische Reverenz – ja: einen Liebesdienst erwiesen. Diese Lieder auf Texte von Modedichtern wie großen Namen à la Verlaine, Heine, Hugo oder Maeterlinck wirken etwas verhaltener, uneigentlicher, als was etwa Debussy, Fauré, Satie in diesen Jahren so absonderten. Aber sie machen den Schatz französischen Liedschaffens (auch zwei Zyklen, einer als Gemeinschaftswerk von Nadia und Raoul Pugno, gibt es) schillernd vielfältiger. Die Vokal- wie Instrumental-Kontributionen von Raquel Camarinha, Stéphane Degout, Sarah Nemtanu, Emmanuelle Bertrand sorgen zusätzlich für Abwechslung, während Anne de Fornel souverän die pianistische Hauptlast dieses hörenswerten Werkkanons zwischen Belle Époque und Symbolismus trägt.

Matthias Siehler, 04.03.2023


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