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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Das Verdi-Requiem hat sie besonders gern und mit besonders viel ehrlicher Emphase gesungen. Deshalb hat Orfeo jetzt zum 80. Geburtstag von Julia Varady am 1. September neben einer Box mit den vielen vorhandenen Einspielungen bei der Firma (an der ihr Mann Dietrich Fischer-Dieskau einst beteiligt war) eine dritte Version der grandiosen Totenmesse aus dem Jahr 1980 vorgelegt. Sehr langsam und exzentrisch dirigiert von Leif Segerstam, zu damaligen Zeiten Chef des ORF Radio-Symphonieorchester Wien wie auch des Chors. Aber neben dem damals soliden Sängertrio Alexandrina Milcheva, Alberto Cupido, Nicola Ghiuselev leuchtet die Varady nicht nur im kontemplativ flutenden „Recordare“-Duo oder im bewusst gestalteten „Libera me“ hervor. Wie stets bei der ungarisch-deutschen Sopranistin, die im rumänischen Siebenbürgen groß geworden ist, wurde jede Note mit Bedeutung, Schönklang und Vokalglanz erfüllt. 25 Jahre ist es her, dass Julia Varady zwischen der Generalprobe und Premiere von Götz Friedrichs „Fliegender Holländer“-Neuinszenierung an der Deutschen Oper Berlin beschloss, sich von der Bühne zurückzuziehen. 2004 ist sie das letzte Mal öffentlich aufgetreten – mit völlig intakter Stimme und im Vollbesitz ihrer Gestaltungsmöglichkeiten. Danach konnten sie nur noch ihre zahlreichen Gesangschüler in Berg, Berlin und Karlsruhe beim Unterrichten hören. Und trotzdem ist noch immer der imaginäre Resonanzraum einmal erfahrener Töne voll von den ihren und diese erscheinen plastisch präsent – denn keine war wie sie – bei Mozart, Verdi, Wagner, Puccini, selbst in Aribert Reimanns „Lear“. Eine Weltkarriere hätte sie machen können, sie hat sich meist auf München und Berlin beschränkt. Wo ihre treuen Fans immer noch glückhaft von vielen herrlichen Hörerinnerungen zehren.

Matthias Siehler, 04.09.2021


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