dhm/Sony 19439775972
(86 Min., 9/2019) 2 CDs
Unmittelbar vor dem ersten Ton der Ouvertüre von Georg Friedrich Händels Ode „Alexanderʼs Feast“
hört man ein kurzes Atmen, ein Luftholen. Das erinnert an eine historische Aufnahme des Alte-Musik-Pioniers Nikolaus Harnoncourt mit dem Concentus Musicus Wien. Über 30 Jahre später hat sich der Schweizer Dirigent und Posaunist Lorenzo Ghirlanda mit seinem Vox Orchester an das eher selten aufgeführte Werk heranbegeben. Wie bei Harnoncourt beginnt das Oratorium energisch, rau und kompromisslos, weit entfernt von der Leichtfüßigkeit so manch anderer Aufnahmen. Ebenso markant treten der Vox Chor und die Solisten in Erscheinung. Mit der Sopranistin Marie Sophie Pollack, dem Tenor Tobias Hunger und dem Bassbariton Krešimir Stražanac werden Sänger aufgeboten, die ideal zu Ghirlandas Klangvorstellung passen. Das Libretto schrieb der englische Poet John Dryden, der damit der Heiligen Cäcilia, ihres Zeichens Schutzpatronin der Musik, huldigte. In seiner Dichtung geht es um ein opulentes Fest, auf dem sich Alexander der Große nach der Eroberung der Stadt Persepolis 330 v. Chr. feiern ließ. Wie sinnenfroh es dabei zuging, verrät etwa ein von kantig tönenden Bläsern eingeleiteter Lobgesang auf Bacchus, den Gott des Weines. Von Ruhm und Alkohol berauscht, nickt Alexander irgendwann ein. Der Sänger Timotheus soll ihn dann mit voller Stimme und lautem Leierklang wecken. Händel setzte hierfür auch Pauke und Trompeten ein, die entsprechend rabiat ertönen. In dem 2015 gegründeten Orchester sind junge Musiker aus zehn Ländern vereint, die sich auf Alte Musik spezialisiert haben. „Alte Musik zu spielen, heißt neue Musik zu entdecken“, lautet Ghirlandas Motto. Dass dieser Funke auf alle Mitwirkenden übergesprungen ist, kann man auf diesem Album deutlich hören.
Corina Kolbe, 19.12.2020
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