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RONDO: Sie haben rund 300 Stücke für ihre Band Passport und Soundtracks zu rund 150 Filmen geschrieben. Was zeichnet eigentlich eine gute Komposition aus?
Klaus Doldinger: Für mich ist entscheidend, ob es Spaß macht, das Stück immer wieder zu spielen. Ob es den hohen Ansprüchen eines Joachim Kaiser oder eines anderen hochkarätigen Musikkritikers entspricht, ist eine andere – mir nicht so wichtige – Frage. Im klassischen Sinne kann man die Qualität an der Konstruktion, an der Harmonik und so weiter festmachen. Die Klavierstücke von Robert Schumann, zum Beispiel die »Kinderszenen«, sind wunderbar auskomponiert.
RONDO: Sie haben am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf 1947 bis 1952 Klavier und danach Klarinette studiert. Warum sind Sie zum Jazz gewechselt?
Doldinger: Weil mir der Jazz mehr liegt. Im Konzert ist entscheidend, wie sehr das, was man spielt, aus dem Herzen kommt.
RONDO: Bleibt bei den Soundtracks Raum für Kreativität?
Doldinger: Heute wird viel Meterware hergestellt. Meist sind die Budgets so sparsam bemessen, dass man keine großen Sprünge unternehmen kann. Ich habe das Glück, dass ich oft für Regisseure arbeite, die ein Ohr für die Musik haben. Das macht es einfacher. Es gibt immer noch viele Leute, die engagiert arbeiten.
RONDO: Ein Grund zum Pessimismus?
Doldinger: Langfristig sehe ich keinesfalls schwarz. Es kann durchaus sein, dass mal wieder ein Drang zu mehr Qualität aufkommt. Dann haben die Leute bessere Karten, die auch für große Besetzungen schreiben können. Ich hatte dieses Jahr das Glück, dass die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zwei kleinere Werke für Passport und großes Orchester uraufgeführt hat. Außerdem gibt es ein halbstündiges Jazzconcertino aus dem Jahr 1968 und zwei Orchestersuiten aus der Musik zu »Das Boot« und »Die unendliche Geschichte«.
RONDO: Schreiben Sie die Orchesterarrangements selbst?
Doldinger: Ja, denn bei meiner Musik sind die Komposition und die Form eines Arrangements eng verzahnt. Anders verhält es sich bei den Arrangements für die WDR Bigband. Da hatte ich das Glück, dass Bob Belden und Ansgar Stripens, zwei tolle Arrangeure, die Bearbeitungen vorgenommen haben. Bei orchestralen Arbeiten greife ich lieber selbst zur Feder.
RONDO: Sie schreiben von Hand?
Doldinger: Ja.
RONDO: Lesbarer oder unlesbarer als Bach oder Mozart?
Doldinger: Eher unlesbarer. Ich habe zum Beispiel die Partitur für das Jazzconcertino im Computer erfassen lassen. Den Kopisten sind schon ein paar Fehler unterlaufen – einfach aus lesetechnischen Gründen. Wir haben sie natürlich korrigiert. Die Orchesterarbeit hat übrigens so viel Spaß gemacht, dass ich hoffe, wir können das fortsetzen.
RONDO: Und Passport?
Doldinger: Bleibt meine wichtigste Band. Wir geben weiterhin regelmäßig Konzerte.
Werner Stiefele, 19.04.2014, RONDO Ausgabe 6 / 2008
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