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Als Gidon Kremer 1975 in München sein erstes Konzert in Westdeutschland gab, waren die Erwartungen riesig. Denn seit dem Gewinn des Moskauer Tschaikowski-Wettbewerbs galt der Schüler von David Oistrach als neue sowjetische Violinsensation. Doch statt die Vorschusslorbeeren mit etwa Beethoven zu bestätigten, spielte Kremer bis auf die große Bach-Chaconne ausschließlich Raritäten. Darunter ein irrwitziges Variationswerk des kaum bekannten Paganini-Kollegen Heinrich Wilhelm Ernst. Schon damals begeisterte sich der aus Riga stammende Kremer für Repertoire-Schmankerl, die die meisten seiner Kollegen überheblich ignorierten. Aber für Kremer war es stets wichtig, „offen für alles zu bleiben und auch gegen Vorurteile zu kämpfen.“ Und diesem Credo ist er bis heute treu geblieben. Kein Wunder, dass jede diskografisch umfangreiche Würdigung dieses Ausnahmemusikers sich auch als Wundertüte erweist. Schließlich suchte er immer nach neuen musikalischen und interpretatorischen Wegen. Routine? Die gab es daher auch in den 1970er- bis 1990er-Jahren nicht, in denen er für die Labels Teldec, EMI Classics und Erato durchweg großartige bis fantastische Schallplatten und CDs einspielte. Dazu gehören die Violinkonzerte von Beethoven, Brahms und Schumann, die er mit unterschiedlichen Dialogpartnern wie Nikolaus Harnoncourt und Herbert von Karajan einspielte. Einen besonders großen Stellenwert nehmen Kremers Herzenskomponisten Astor Piazzolla und Alfred Schnittke ein. Und während er zudem in die Welt des Kinos einlädt, mit Piècen von Schostakowitsch bis Chaplin, gipfelt diese Box in einem 2006 in Berlin entstandenen Konzertmitschnitt – als sich Gidon Kremer mit seiner Freundin Martha Argerich Schumann, Bartók und Kreisler widmete.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 4 / 2021
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