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Noblesse oblige – Adel verpflichtet. Gerade im traditionsgestählten Frankreich, wo die Herkunft paradoxerweise noch etwas zählt. Und fast wäre der junge Blaublüter Xavier de Maistre als schwarzes Schaf in die Annalen seiner Familie eingegangen. Denn als Sohn einer südfranzösischen Adelsdynastie hatte er mit dem unstandesgemäßen Beruf des Musikers geflirtet. Der schnell einberufene Krisenstab konnte das Unglück zunächst noch abwenden. Xavier wurde neben seinem Studium der Harfe zu einer anständigen Ausbildung verdonnert. Worauf er an der Pariser Eliteschmiede École des sciences politiques und an der Londoner School of Economics Politische Wissenschaften studierte.
Auf einem Spitzenposten im Élysée-Palast ist zwar Xavier de Maistre später nie gelandet. Dennoch ist etwas aus dem 34-Jährigen geworden. Auch längst zum Stolz des streng konservativen de-Maistre-Clans, wie er heute (lachend) betont. Er ist nicht nur der erste Franzose, der es zu den Wiener Philharmonikern geschafft hat, sondern seit 1999 ist er auch ihr Soloharfenist. Zudem hat er seit 2001 an der Hamburger Musikhochschule eine Professur inne. Und nebenbei gastiert er auf international gewichtigen Konzertpodien, um nicht zuletzt die Harfe als eigenständiges Solound Konzertinstrument zu etablieren. »Man hat weltweit immer noch dasselbe Bild von der Harfe«, so de Maistre. »Für das Publikum ist es ein Saloninstrument, das nur von Frauen mit langen Haaren und in schönen Kleidern gespielt wird.«
Wenn Xavier de Maistre aber in die Saiten greift, erntet er überall einhellige Reaktionen. De Maistres geschliffenes Spiel und sein musikalisches Gestaltungsvermögen sind aber nur zwei Trumpfkarten. Gerade über die Arrangements von Werken berühmter Komponisten hofft er, dass er dieses weit unterschätzte Instrument endgültig rehabilitieren kann. Den ersten erfolgreichen Schritt machte er 2008, als er Klavierwerke und Mélodies von Debussy zusammen mit der Sopranistin Diana Damrau einspielte. Und für seine zweite CD »Hommage à Haydn« hat de Maistre jetzt notengetreu die Klavierstimme von zwei Haydnkonzerten auf die Harfe übertragen und ihr damit tatsächlich Witz und Esprit eingepflanzt. »Die Harfe entspricht dem Klangbild von Haydn mehr als beispielsweise ein moderner Steinway.« Und dass Xavier de Maistre mit dieser Einschätzung gar nicht so falsch liegt, wurde ihm erst jüngst wieder klar. Als er das D-Dur-Konzert am historischen Haydnort, im Schloss Esterházy spielte und danach zu hören bekam: »Es ist wirklich wie für Harfe geschrieben.«
Reinhard Lemelle, RONDO Ausgabe 3 / 2009
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