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Da ist den Marketing-Strategen ja was Treffendes eingefallen. Wenn ein gerade mal 24-Jähriger seine Weltkarriere derart katapultartig beginnt, dann trifft »Jump!« den Kern der Botschaft, jedenfalls bei Maximilian Hornung. Der Sprössling einer Augsburger Musikerfamilie hatte mit acht Jahren sein Cello-Erweckungserlebnis bei einem Konzert des väterlichen Streichquartetts. Der 16-Jährige zog nach Zürich, wo er so erfolgreich studierte, dass er 2005 den ersten Preis beim Deutschen Musikwettbewerb einheimste. Mit dem bereits zwei Jahre zuvor gegründeten Tecchler- Trio trat der 19-Jährige beim Lucerne Festival auf und gewann 2007 mit eben diesem Ensemble den ARD-Musikwettbewerb. Sogleich machte ihn das BR -Symphonieorchester zu seinem ersten Solocellisten. »Wow!« kann man da – altersgemäß – nur ausrufen.
Und muss gleichzeitig verblüfft sein, wie unbekümmert einem der nette Musikstudent, als der er gelten könnte, im Dinkelscherbener Elternhaus im Augsburger Land gegenübertritt. Keine Allüren, kein Größenwahn, allenfalls eine unterschwellig freudige Aufgeregtheit darüber, was ihm da seit einigen Jahren auf den Konzertpodien und jetzt mit der ersten CD bei einem Major- Label widerfährt. Dabei strebt der 24-Jährige förmlich nach Herausforderungen, Erfahrungen und neuen Kontakten. Die Stiftung seiner von ihm restlos bewunderten Mentorin Anne Sophie Mutter hilft ihm dabei. Wie auch offenbar ein Wettbewerbs- und Öffentlichkeitsgen, das sein Lampenfieber direkt in eine mitreißende Bühnenpräsenz wandelt und das Publikum packt.
Obwohl ein Perfektionist (»Jedes Konzert ist eine Generalprobe für das nächste, das besser werden muss als das vorherige«), ist der Schüler Issakadzes und Geringas’ doch kein zielfixierter Karrierist, auch kein scheuklappenbewehrter Spezialistenvirtuose, sondern ein ziemlich gereifter Jungspund, der gerne von ›ganzheitlich‹ spricht, dezidiert zu Nutzen und Gefahr historischer Aufführungspraxis Stellung nimmt und statt dogmatischer Vorgaben im eigenen, unverwechselbaren Celloton sein Ego kundtun möchte. Dass er dabei gleichzeitig auch noch – à la Amadeus – laut auflachen kann, zeigt, diese höchst erfolgreiche Karriere verlief bislang auch eine gute Strecke lang fast spielerisch, unbelastet.
Dazu passt wiederum die »Jump!«-CD. Ihr Programm mag zunächst als Sammelsurium erscheinen, bei näherem Hinsehen und vor allem staunendem Hören aber entpuppt sie sich als ausgeklügelte Reise durch verschiedenste Ausdrucksregionen der Musikgeschichte, in denen der junge Meistercellist schon erstaunlich stilsicher agiert.
Christoph Braun, 04.01.2014, RONDO Ausgabe 6 / 2010
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