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Alkan-Apologet: Steven Osborne (c) Ben Ealovega
Noch 2001 hatte Pianist Steven Osborne geglaubt, dass er eher Baseball-Sammelbildchen in einer Verkaufsendung feilbieten würde als jemals ein Klavierstück von Charles-Valentin Alkan zu spielen. Allzu substanzlos hatte der Schotte bis dahin die irrwitzig schwierigen Kompositionen des Franzosen empfunden, der am 29. März 1888 unter mysteriösen Umständen verstorben war. Ein Jahr später dann, 2002, saß Osborne aber wider Erwarten im Aufnahmestudio - und spielte Alkans kompletten „Esquisses“-Zyklus. Seitdem gehört er gemeinsam mit Marc-André Hamelin und Leslie Howard zu den glänzendsten Botschaftern einer Musik, der man lange nicht mehr über den Weg traute. Noch im 19. Jahrhundert nannte man Alkans Klavierschaffen in einem Atemzug mit dem seiner Freunde Chopin und Liszt. Im 20. Jahrhundert aber tat man es abschätzig als Produkt eines dieser romantischen Klaviersalonlöwen ab, die zuhauf in Paris bestaunt wurden.
Den Ruf Alkans hat zwar gerade die englischsprachige Meisterpianistenriege inzwischen mächtig aufpolieren können. Trotzdem wäre in dem Feierjahr 2013 fast untergegangen, dass man neben den Jubiläen von Wagner und Verdi auch den 200. Geburtstag von Alkan feiern darf. Am 30. November 1813 wurde er als Charles-Valentin Morhange in Paris geboren (er nahm bald den Vornamen seines Vaters Alkan als Nachnamen an). Und aus dem Wunderkind wurde schnell eine Berühmtheit, da Alkan an den schwarzen und weißen Tasten nicht nur spieltechnisch alle und neueste Register zog, sondern auch kompositorisch. Immerhin hat er anspruchsvolle Salon-Piècen sowie monströse Solo-Werke hinterlassen, bei denen ein einzelner Satz schon einmal über eine halbe Stunde dauern kann.
Mit zunehmendem Alter jedoch verwandelte sich Alkan immer mehr zu einem wahren Misanthropen. Und sein Tod scheint bis heute immer noch Rätsel aufzugeben. Die Legende, dass Alkan von einer umstürzenden Bücherwand erschlagen wurde, ist mittlerweile vom Alkan-Experten Hugh Macdonald widerlegt. Trotzdem streiten sich die Gelehrten, ob er stattdessen ganz alleine in seiner Küche gestorben ist oder doch im Bett seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Eines ist auf jeden Fall gewiss: den verschrobensten Trauermarsch des 19. Jahrhunderts hat Alkan nicht für sich, sondern für einen Papagei geschrieben!
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