home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Hausbesuch

Werbeinformation

Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht (c) Thomas Ziegler

Händel-Festspiele Halle

„Oh là là!“

Die traditionsreichen Händel-Festspiele spüren diesmal den französischen Spuren des Barockmeisters nach – auch mit dem diesjährigen „Händel-Preisträger“ Christophe Rousset.

Auf Händels Reiserouten standen bekanntlich nur zwei Länder. In Italien reifte er zum großen Opernkomponisten, der später dann in England zum Superstar aufstieg. Erstaunlicherweise schien er aber nie einen Gedanken daran verschwendet zu haben, einmal einen Abstecher nach Frankreich und zu Königs nach Versailles zu machen. Dabei hätte er sich mit seinem sächsisch eingefärbten Französisch, das er schon in jungen Jahren gelernt hatte, blendend verständigen können. Aber auch wenn der gebürtige Hallenser wie sein berühmter Kollege Haydn nie in Paris und Umgebung war, so hat sich der Einfluss der französischen Musikkultur in vielen seiner Werke niedergeschlagen. So trifft man in seinen Suiten auf die obligatorischen französischen Tänze wie die Gavotte. Und ein Gros seiner Opern eröffnete Händel mit einer „Französischen Ouvertüre“.
Musikalische Gründe gibt es also ausreichend, um einmal den Blick auf den frankofonen Händel zu werfen. Genau das tun jetzt die in Händels Geburtsstadt Halle seit 1922 stattfindenden Festspiele mit ihrer diesjährigen Ausgabe. Unter dem Titel „Oh là là! Händel? – Französische Inspirationen“ widmet man sich Händels französischem Geschmack mit einem prallvollen Programm, darunter mit Opern und Tanztheaterprojekten, Oratorien und prominent besetzten Konzerten. Und in die große Galerie der „Händel-Preisträger“, die traditionell im Rahmen der Festspiele ausgezeichnet werden, wird zu diesem Anlass Christophe Rousset aufgenommen. Schließlich ist der französische Dirigent und Cembalist zugleich ein bedeutender Händel-Spezialist, der mit seinem formidablen Ensemble Les Talens Lyriques auch eher unbekanntere Opern wie „Scipione“ wachgeküsst hat. Als Dankeschön präsentiert Rousset Händels letztes Oratorium „Jephta“ und hat dafür erwartungsgemäß ein Luxus-Vokalensemble u.a. mit Sophie Harmsen und Tim Mead zusammengestellt.
Das erste Oratorium bei den Händel-Festspielen 2024 ist zugleich auch das erste englischsprachige, das Händel komponierte. „Esther“ entstand 1718/1720. Für das Libretto stand die Tragödie „Esther“ des großen französischen Dramatikers Jean Racine Pate.
Eröffnet werden die Festspiele mit ihren knapp 80 Veranstaltungen mit der Premiere der Zauberoper „Amadigi di Gaula“ (mit Rafał Tomkiewicz als Amadigi). Und neben den Opern „Teseo“ und „Serse“ gibt es auch das Tanztheaterprojekt „Terpsicore – die Königin tanzt!“, die Musik aus Händels „Terpsicore“ mit jener aus Opern von Jean-Philippe Rameau kombiniert. In der Inszenierung von Regisseur und Choreograf Emanuele­ Soavi spielt die lautten compagney BERLIN.
Aber auch in den Konzerten verlaufen die geografischen Grenzen zwischen den Musiknationen. Sopranistin Raffaella Milanesi sowie Countertenor Lawrence Zazzo laden mit ihren Recitals nach Italien ein. In dem Festkonzert „Alcina: Bewitched love – verzauberte Liebe“ ist die Mezzosopranistin Magdalena Kožená mit Liebesarien zu erleben (begleitet wird sie von Händel-Preisträger Andrea Marcon und dem La Cetra Barockorchester Basel). Und die belgische Sopranistin Sophie Junker erinnert an die französische Kollegin Élisabeth Duparc, die Händels letzte Diva war und auch unter dem Spitznamen „La Francesina“ große Erfolge feierte. „Oh là là, Monsieur ’Ändel“, kann man da nur sagen.

Händel-Festspiele Halle 2024

24. Mai bis 9. Juni
„Oh là là! Händel? – Französische Inspirationen“
www.haendelhaus.de
Tickets: +49 345 565 27 06

Guido Fischer, 10.02.2024, RONDO Ausgabe 1 / 2024



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Café Imperial

Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer

Ralph Benatzkys „Meine Schwester und ich“ verfügt über einen der schlimmsten Ohrwürmer der […]
zum Artikel

Boulevard

Marlboro-Mann adé

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Das Remake eines Filmklassikers ist nicht nur eine Herausforderung für den Regisseur, den […]
zum Artikel

Pasticcio

Wilhelmine wäre happy!

Wenn die Tochter den Bund der Ehe schließt, lassen sich Eltern nicht lumpen, um das Ereignis […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top