Groovin’ Tango Quintett (c) Dino Mehadzic

Boulevard

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit

Bunte Klassik

Tangos aus dem Walzer-Land

Was kein Tango ist, wird eben zum Tango gemacht – und entwickelt so ein mitreißendes, explosives Eigenleben, dass man sich die Ohren reibt. Was sich das österreichische Groovin’ Tango Quintett auf die Fahnen geschrieben hat, ist nicht nur die Verwandlung berühmter Klassik- und anderer Themen in die von Akkordeon, Klavier, Violine, Gitarre und Kontrabass geprägte sinnliche Klangwelt, sondern auch das Aufspüren „verschollener“ Tangos großer Komponisten. Das Album „Tango austriaco“ zeigt, dass man in der Heimat eines walzerseligen Johann Strauß auch ganz anders kann ...

Unterwegs zwischen den Welten

Olivia Belli unternimmt eine spirituelle Wanderung an verschiedene Orte ihrer italienischen Heimat, die sie mit dem antiken, einst beim römischen Dichter Lucretius verwendeten Begriff „Intermundia“ bündelt. In acht Stationen geht es zu Plätzen wie einem Heiligtum in den Frasassi-Höhlen, dem jüdischen Friedhof von Pesaro oder dem Gipfel des Monte Sibyl im Apennin, wo der Legende nach die berühmte Hellseherin in einer Höhle lebte. Die Klangräume dazu entfalten sich als meditative Impressionen über gebrochenen Akkorden in weichgezeichnetem Klavierklang, gelegentlich unterstützt von einem Streichtrio.

Zugaben und duftige Klangwelten

Beim Fauré Quartett findet man große Klassiker und Romantiker auf der Diskografie, aber manche Projekte gehen andere Wege – präsentieren zum Beispiel „Popsongs“ oder Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ in Klavierquartett-Fassung. „After Hours“ versammelt die Zugaben, für die die Liveprogramme des Quartetts berühmt sind. Ein Häppchen Strauss, etwas Debussy, ein Spritzer Kurt Weill, gefolgt von Operetten-Künneke – alles in exklusiven Arrangements, versteht sich. Als Gäste hat das Quartett Freunde eingeladen: die Sopranistin Annette Dasch und den Klarinettisten Matthias Schorn. Als „großes“ Werk gibt es „The Last 11 Years“ von Jarkko Riihimäki, in dem Matthias Schorn mit dem Quartett in eine wunderschöne duftige Klangwelt entführt.

Klingender Winter

Gläserne Tongespinste wie schwirrende Eiskristalle oder das Geglitzer eines Schneefelds im Sonnenlicht: Schon die ersten Töne von Max Richters Titel „The Departure“ haben in der Interpretation der Harfenistin Lavinia Meijer etwas Winterliches. Das Heraufbeschwören dieser Jahreszeit mit ihren Eigenheiten ist auch die Absicht der Musikerin, die uns daran erinnern will, wie selten diese Welt, die sie uns da vorführt, geworden ist. Mag sein, dass sie da mit dem Verweis auf den Klimawandel ein bisschen viel an Bedeutung hineinsteckt, aber was bleibt, ist ein schönes Harfenalbum, das nicht nur von Meijer selbst arrangierte Werke von unter anderem Richter, Rachmaninow, Schubert, Britten, Glass oder Satie enthält, sondern auch das dreisätzige „Open Window“ und „Tomorrowday“ von der Harfenistin selbst.

Ein Feuerwerk mit Kontrabass

Michael Rieber, der zusammen mit seinem Pianistenfreund Norbert Goerlich seine Solokarriere verfolgt, ansonsten als 1. Kontrabassist in den Reihen des NDR Elbphilharmonie Orchesters wirkt, wandert in seinem Album „Nuits blanches“ auf den Pfaden französischer Kammermusik. Ehrensache, dass er auch ein Originalwerk der Vergessenheit entreißt. Aber die hochvirtuose – trotz des langweilig-klassischen Titels durch und durch jazzige – „Aria et Rondo“ von Alfred Desenclos für Kontrabass und Klavier ist atemberaubend, wenn auch nur der Auftakt: Danach holen die Musiker zu einem wahren Feuerwerk an Bearbeitungen aus – mit Fauré, Ravel und einer Übertragung von César Francks Violinsonate.