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Als sich am 30. Mai 1956 das Kölner Funkhaus des WDR bis fast auf den letzten Platz gefüllt hatte, dürfte ein Teil des Konzertpublikums schon bald sein Kommen bereut haben. Denn statt leibhaftiger Musiker waren Lautsprecherboxen zu sehen, aus denen die merkwürdigsten Geräusche strömten. Dementsprechend fiel auch die Kritik im Kölner Stadt-Anzeiger aus: „Sirenenheulen, Kichern, Scharren, Gebell erregen Unmut und Ärgernis oder reizen die Lachmuskeln unwiderstehlich.“ Rückblickend erwies sich dieser Abend mit Werken ausschließlich elektronischer Musik als historisch. Nicht nur stellte sich damit das bereits 1951 gegründete Studio für elektronische Musik (SEM) des WDR live einer größeren Hörerschaft vor. Unter den uraufgeführten Werken fand sich auch Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge“, der schon bald als der ultimative „Ur-Schrei“ dieser neuen Klangwelten galt. Dieser Evergreen der elektronischen Musik durfte dementsprechend jetzt nicht auf einer der fünf CDs fehlen, die der Hommage an diese Radio- und Gegenwartsmusik-Institution beigelegt sind. Zusammen mit Fachautoren haben die beiden WDRler und Herausgeber Harry Vogt und Martina Seeber noch einmal Blicke und Ohren in die Annalen und Archive dieses pioniergleichen Studios geworfen, dessen Arbeit nicht nur die internationale E-Musik-Szene beeinflusst hat, sondern auch Pop- und Rockmusiker wie Kraftwerk. 2001 wurde das Studio zwar stillgelegt. Doch scheinbar gibt es Hoffnung auf einen baldigen Reset. Bis dahin lädt „Radio Cologne Sound“ zu einer spannenden, unbedingt lesens- wie hörenswerten Klangreise zurück ein – und auch in die Zukunft!
Guido Fischer, 02.03.2024, RONDO Ausgabe 1 / 2024
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