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Otto Klemperer war von jeher ein Musiktheater-Mensch. Und nicht zuletzt mit seinem ständigen Einsatz für die zeitgenössische Oper machte er erst Köln und dann ab 1927 die Berliner Krolloper zu Pilgerstätten. Nach Emigration in die USA und der Rückkehr nach Europa im Jahr 1946 sollte Klemperer dann die Londoner Studios des EMI-Labels in eine Bühne für atemberaubende Opernproduktionen verwandeln. Aber damit nicht genug: Auch mit Schwergewichten der geistlichen Musik, mit Bachs „Matthäuspassion“, Beethovens „Missa solemnis“ und Brahms’ „Requiem“, schrieb der damals gesundheitlich angeschlagene und weit über 70-Jährige Schallplattengeschichte. Zusammen mit seinem Philharmonia Orchestra sowie dem New Philharmonia Orchestra verwandelte Klemperer mit stets zu Höchstform auflaufenden Solisten und Chören die x-fach gespielten Werke in einzigartig packende und glutvolle Seelendramen. Für schwache Nerven oder gar für Schönklang-Fetischisten sind daher sämtliche Einspielungen der Opern und geistlichen Werke nichts, die zwischen 1960 und 1971 entstanden sind. Und auch bei Bachs h-Moll-Messe können alle Originalklang-Gourmets miterleben, wie man auch mit einem großen Sinfonieorchester die Abgründe eines solchen musikalischen Glaubensgebäudes fesselnd erkunden kann. Von nackten existenziellen Kämpfen erzählen gleichermaßen die Da-Ponte-Opern Mozarts (mit u.a. Nikolaj Gjaurow als unerreichter „Don Giovanni), Beethovens „Fidelio“ mit Christa Ludwig als „Leonore“ sowie Wagners unerbittlich klanginszenierter „Fliegender Holländer“ mit u.a. Theo Adam und Anja Silja. Nach solchen Opern- und Menschheitstragödien muss man erst einmal durchschnaufen.
Guido Fischer, 04.11.2023, RONDO Ausgabe 5 / 2023
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