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27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Das Klassik Open Air der Audi Sommerkonzerte im Klenzepark (c) AUDI AG

Audi Sommerkonzerte

Klassik mit gekonnten Sidekicks

Das Festival in Ingolstadt setzt auf Stars mit exquisiten Programmen, den Charme der Newcomer – und attraktive Eigenproduktionen.

Sebastian Wieser, der künstlerische Leiter der Sommerkonzerte ist gerade aus New York zurückgekehrt, als wir uns im Zoom-Call treffen. Dort war er mit der Audi Jugendchorakademie zu Gast in der legendären Carnegie-Hall.

RONDO: Was genau tun Sie für Audi?
Sebastian Wieser: Ich bin seit 2005 dabei und in der Kulturabteilung für verschiedene Projekte zuständig. Neben den Sommerkonzerten auch für die Audi Jugendchorakademie und die Kooperation mit den Salzburger Festspielen. Und am Standort Ingolstadt für das Georgische Kammerorchester und Projekte mit Theater und Museen.

Hatten Sie selbst eine musische Ausbildung?
Ich habe nicht Musik studiert, aber Zeit meines Lebens Musik gemacht, ich war 15 Jahre bei den Augsburger Domsingknaben, daher die Liebe zur Chormusik.

Wie planen Sie die Saison der Sommerkonzerte, gibt es einen roten Faden? Oder kaufen Sie einfach ein, was schön ist?
Nee, gerade das machen wir nicht! Aber wir haben entschieden, ab diesem Jahr auf ein Motto zu verzichten. Das Festival als solches steht im Mittelpunkt und will für die Menschen der Region da sein. Wir wollen ein möglichst vielfältiges Programm kreieren, auch mit großen Stars.

Nachwuchsförderung ist eines ihrer Hauptanliegen, richtig?
Das ist einer unserer Schwerpunkte, wir laden wieder junge Künstler und Ensembles ein, aber auch unsere Jugendchorakademie macht ein großes Projekt, Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ mit den Duisburger Philharmonikern unter Axel Kober.

Was ist besonders an diesem Jahrgang?
Es wird erstmals ein Festival-Café geben als Anlaufstelle für Besucher*innen, die den Austausch suchen. Mir ist wichtig, nahbar und persönlich ansprechbar zu sein. Feedback ist heute wichtiger denn je, man muss auf das Publikum eingehen, ohne jedem Trend hinterherzurennen.

Die Audi Sommerkonzerte gibt es seit 1990, 33 Jahre sind eine imponierende Tradition, sind sie eine etablierte Kulturinstitution?
Wir waren nicht immer gleich groß, es gab Schwankungen, auch eine noch größere Spannbreite des Programms. Heute sind wir ein klassisches Festival mit Ausflügen nach rechts und links, also Jazz und Rock. Es gibt etwa zwei Konzerte mit dem Delian Quartett mit der Jazzerin Julia Hülsmann und ein Konzert mit dem Signum Quartett mit Arrangements von Led Zeppelin und Radiohead.

Was war und ist der Grundgedanke der Audi-Sommerkonzerte?
Audi ist der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber der Stadt und Region. Wir verstehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, der Stadt etwas zurückzugeben. Und da so viele Mitarbeiter*innen von Audi hier leben, wollen wir zu einem attraktiven Lebensumfeld beitragen. Neudeutsch nennt man das Corporate Citizenship.

Ingolstadt liegt nicht auf der üblichen Route der Top-Künstler, füllen Sie auch eine kulturelle Lücke in der Region?
Im kulturellen Bereich hat Ingolstadt das „Problem“, zwischen München und Nürnberg zu liegen, da ist es schwierig, sich zu positionieren. Deshalb versuchen wir, Künstler zu holen, die sonst niemals in die Stadt kämen.

Haben Sie ein Stammpublikum?
Der überwiegende Teil kommt aus der Stadt und der Region, auch viele Stammbesucher, die mehrere Konzerte pro Saison buchen. Besonderen Zulauf haben wir stets beim Klassik Open Air im Klenzepark, das ist kostenfrei! Und nicht bestuhlt, man kann mit der Picknick-Decke kommen, wie man lustig ist.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Vor allem das Thema Nachwuchs. Wir haben zur Eröffnung das ukrainische Jugendorchester mit Oksana Lyniv, sie ist ja bereits sehr erfolgreich, aber der jungen Generation zuzurechnen. Dann die Jussen Brüder, den ukrainischen Violinist Daniil Gonobolin, Stipendiat der Karajan-Akademie und die Bamberger Symphoniker, die mit dem tags zuvor gekürten Sieger des Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs kommen.

Und worin besteht die Kooperation mit den Salzburger Festspielen?
Seit 1995 ist Audi Hauptsponsor der Festspiele, Teil der Partnerschaft ist, dass eine Produktion nach Ingolstadt kommt. Diesmal kommt der Los Angeles Master Choral, inszeniert von Peter Sellars mit den Schütz-Exequien und dem Sonnengesang von Sofia Gubaidulina.

Die Produktion kommt taufrisch aus Salzburg?
Ja, sozusagen in Echtzeit!

In diesen Krisenzeiten ist es nicht selbstverständlich, dass Unternehmen an ihrem Kulturengagement festhalten. Gibt es intern Diskussionen oder lautet die Losung: gerade jetzt?
Schon aus eigenem Interesse stellen wir unser Kulturengagement immer wieder auf den Prüfstand und fragen uns: Passt das noch zu uns? Aber die Audi Sommerkonzerte im Kontext des Corporate Citizenship-Gedankens sind fest verankert in der Identität des Konzerns!

Wo sehen Sie die Schwerpunkte in diesem Jahr?
Ein besonderes Anliegen sind mir die Eigenproduktionen, in diesem Jahr die Schumann-Faust-Szenen. Michael Sturminger, der Salzburger „Jedermann“-Regisseur, wird sie dezent, aber wirkungsvoll visualisieren, das wird also kein normales Konzert. Es ist wichtig für ein Festival, etwas Einzigartiges auf die Beine zu stellen. Solche Eigenproduktionen werden auch in Zukunft ein Schwerpunkt der Sommerkonzerte sein.

Worauf freuen Sie sich am meisten?
Besonders auf Martin Grubinger, der ja in diesem Jahr auf Abschiedstour ist. Dass es gelungen ist, ihn zu gewinnen, zählt für mich zu den Highlights in diesem Jahr.

Weitere Infos und Tickets:
www.audi.de/de/audi-artexperience/sommerkonzerte-2023.html

Regine Müller, 20.05.2023, RONDO Ausgabe 3 / 2023



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