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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

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am 27.04.2024



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(c) Thüringer Bachwochen

Der Norden und der Osten

Gewachsene Traditionen

Während im Süden die Festivals gern auf sinnliche Opulenz, einen gewissen Glamourfaktor und sommerlich-leichtes Lebensgefühl setzen, konzentrieren sich die Festivals im Osten auf die große Musiktradition dieser Region. Ihre Fixsterne sind Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann und Heinrich Schütz. Allein die Gedenkorte für Bach-Fans mit ihren dazugehörigen großen und kleinen Festivals und Konzertreihen sind zahlreich und lohnen schon allein wegen ihres authentischen Umfelds.

Das Bachfest Leipzig stellt diesen Jahrgang unter das Motto „BACH for Future“. Festivals zu Ehren Johann Sebastian Bachs gibt es in Leipzig in unregelmäßiger Folge bereits seit 1904, aber erst seit 1999 ein alle Jahre wiederkehrendes Bachfest. 2023 jährt sich Bachs Amtsantritt als Leipziger Thomaskantor zum 300. Mal, geplant sind etwa 150 Veranstaltungen an 30 Orten, ein Programmschwerpunkt liegt dabei auf dem ersten Leipziger Kantatenjahrgang Bachs (8. bis 18. Juni, www.bachfestleipzig.de).

Die Thüringer Bachwochen sind das größte Musikfestival Thüringens und präsentieren das Werk Bachs und der Bachfamilie an den authentischen Lebens- und Wirkungsstätten des Barock-Giganten. Für seine 31. Ausgabe (31. März bis 23. April, www.thueringer­bachwochen.de) haben sich die Macher etwas Besonderes ausgedacht, denn diesmal gilt ein flexibles Preismodell, sprich: Das Publikum zahlt das, was es kann. Das Motto „Zuversicht“ versteht sich deshalb weniger als dramaturgischer Leitfaden, sondern eher als inhaltliche Positionierung. „So wichtig die Finanzen auch sind: Am Geld soll ein Konzertbesuch nicht scheitern“, sagt Festivalleiter Christoph Drescher. 50 Konzerte sind prominent besetzt, u.a. mit Ton Koopman, Christina Pluhars L’Arpeggiata und The King’s Singers. Und die Glenn-Gould-Bach-Stipendiatin der Bachwochen und der Stadt Weimar, Cellistin Tanja Tetzlaff, zeigt ihr Filmprojekt mit Regisseur Stephan Aubé „Suiten für eine verwundete Welt“, in dem sie Bachs Cellosuiten in Beziehung zur Natur und zu Fragen des Klimawandels setzt.

Die traditionsreichen Händel-Festspiele Halle feierten bereits im letzten Jahr ihren 100. Geburtstag. In diesem Jahr gibt es unter anderem eine Neuproduktion von Händels „Serse“ mit der Oper Halle, Attilio Cremonesi dirigiert, Louisa Proske inszeniert. Im wunderbaren Goethe-Theater in Bad Lauchstädt kommt das Pasticcio „Alessandro Severo“ aus dem Jahr 1738 zur Premiere, in dem Händel Arien verwendet, die er bereits für zehn frühere Opern geschrieben hatte und denen er neue Rezitative und eine Ouvertüre hinzufügte. Es musiziert das Collegium Marianum unter Leitung von Jana Semerádová, die Regie liegt in den Händen von Monika Hliněnská (26. Mai bis 11. Juni, www.haendelhaus.de/hfs/startseite).

Die Dresdner Musikfestspiele begehen unter dem Titel „SCHWARZWEISS“ ihren 46. Jahrgang, und spüren den Spannungsfeldern in Musik und Gesellschaft nach. Zwischen Krieg und Frieden hat Intendant und Cellist Jan Vogler ein Programm aus 63 Veranstaltungen an 22 Spielstätten geschnürt (18. Mai bis 18. Juni, www.musikfestspiele.com).
Der Neuen Musik widmen sich die 31. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik, die ein Vermächtnis des 2021 gestorbenen Komponisten, Dirigenten und Intendanten Udo Zimmermann sind, der das Festival bereits 1987 gründete (19. April bis 7. Mai, www.hellerau.org/de/festival). Zu den Höhepunkten des Programms zählen Portraitkonzerte, wie das der Komponistin Olga Neuwirth gewidmete mit der Staatskapelle Dresden und „Music For 18 Musicians“ von Steve Reich.
Die 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch in der Sächsischen Schweiz sind in der Schostakowitsch-Gemeinde Kult, sie erinnern daran, dass Dmitri Schostakowitsch dort sein achtes Streichquartett komponierte, das als eines seiner zentralen Werke gilt und zudem das einzige ist, das er jemals außerhalb der Sowjetunion komponierte. Das Programm wird erst im Frühjahr bekannt gegeben (22. bis 25. Juni, www.schostakowitsch-tage.de).

In spektakulärer Kulisse finden die DomStufen-Festspiele in Erfurt statt: Vor der mittelalterlichen Kulisse von Mariendom und Severikirche werden die 70 Stufen des Dombergs zur Freilichtbühne. Einziger Programmpunkt in diesem Jahr ist Hector Berlioz’ monumentale Oper „Fausts Verdammnis“ in der Regie von Ben Baur (7. bis 30. Juli, www.domstufen-festspiele.de).

Das Musikfest Berlin führt die bedeutenden Orchester und Chöre Berlins mit renommierten Gastensembles aus Europa und anderen Kontinenten zu einem Großereignis zusammen. Zu Gast sind das Concertgebouw-Orchester Amsterdam, das Boston Symphony Orchestra, das London Symphony Orchestra, das Collegium Vocale Gent und die Münchner Philharmoniker (27. August bis 19. September, www.berlinerfestspiele.de).

Bereits im Juni und quasi nebenan bilden die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit ihrem einmaligen Ambiente eine ästhetische Symbiose. Unter der künstlerischen Leitung von Dorothee Oberlinger lautet das Motto „In Freundschaft“ und erzählt von „Familien­banden, Bruderzwist und Wahlverwandtschaften in der Musik“ (9. bis 25. Juni, www.musikfestspiele-potsdam.de). Neben den „üblichen Verdächtigen“ unter den Star-Ensembles der Alten Musik, wie Jordi ­Savall, Ottavio Dantone und der Accademia Bizantina, Giovanni Antonini und Il Giardino Armonico, gibt es auch Formationen zu entdecken, die erstmals in der Region zu Gast sind, wie das französische Orchester Les Épopées, das {oh!} Orkiestra Hystoryczna und das Quatuor Cambini-Paris.

Regine Müller, 25.03.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023



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