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(c) IGOR STUDIO
Jörg Widmann ist bekanntlich ein ausgeprägt Doppelbegabter. Er komponiert nicht nur, sondern kennt sich als Weltklasse-Klarinettist natürlich bestens mit Holzblasinstrumenten aus. Erstaunlicherweise aber hat er bisher allen Anfragen eine Absage erteilt, doch mal etwas für Saxofonquartett zu schreiben. „Das Genre hat mich lange Zeit nicht angesprochen“, so Widmann. „Als mir der Palau de la Música Catalana das junge Kebyart Ensemble vorstellte und ich es mir anhörte, wusste ich sofort: Ja, jetzt ist es soweit, ich werde für sie schreiben!“ Herausgekommen sind sieben „Capricci“, die das Kebyart Ensemble der breiten Öffentlichkeit in den kommenden Wochen und Monaten auf einer ausgedehnten Europa-Tournee vorstellen wird. Und zwar im Rahmen des „ECHO Rising Stars“-Programms, bei dem die besten unter den talentierten Musikern und Ensembles die Chance bekommen, in den europäischen Spitzen-Konzertsälen aufzutreten. Da man sich als „ECHO Rising Star“ zudem auch noch etwas wünschen darf – ein brandneues Stück etwa –, fiel die Wahl der vier Saxofonisten einstimmig auf Jörg Widmann. „Wir sind also wirklich sehr glücklich“, so die Mitglieder des in Barcelona beheimateten Saxofon-Ensembles unisono.
Anfang 2022 werden dann Pere Méndez (Sopransaxofon), Víctor Serra (Altsaxofon), Robert Seara (Tenorsaxofon) und Daniel Miguel (Baritonsaxofon) u. a. in den Philharmonien in Köln und Hamburg, im Festspielhaus Baden-Baden sowie im Konzerthaus Dortmund Station machen. Und dass die vier Musiker sich fest vorgenommen haben, der Saxofon-Kammermusik neue Farben und Facetten zu entlocken, belegt ihr höchst abwechslungsreiches wie anspruchvolles Programm. Immerhin spannt man da den Bogen von Mendelssohnschen „Liedern ohne Worte“ über Strawinskis „Pulcinella“-Suite bis hin auch zu einem zweiten, bei Joan Pérez-Villegas in Auftrag gegebenen Stück.
Seit 2014 gibt es das Kebyart Ensemble. Damals studierten die vier noch in Barcelona an der örtlichen Musikhochschule ESMUC. Doch ab dem ersten Moment waren sie sich einig, dass man gemeinsam über den gängigen Tellerrand hinausschauen wollte. Statt sich ausschließlich in der Welt des einmal von Claude Debussy als „Rohrblatt-Tier“ bezeichneten Saxofons zu bewegen, arbeitete man lieber mit namhaften Kammermusikformationen wie dem Cuarteto Casals zusammen. Und auch aktuell, beim Nachfolgestudium an der Hochschule in Basel, sind ihre Dozenten keine Saxofonisten, sondern u. a. Rainer Schmidt vom Hagen Quartett sowie der Fagottist Sergio Azzolini. Die Begegnung mit anderen musikalischen Sprachen und Persönlichkeiten erweitert aber nicht nur den Horizont, sondern schärft eben auch den Blick und das Ohr für das eigene Miteinander, das gemeinsame Atmen.
Mit dieser Philosophie hat es das Kebyart Ensemble mittlerweile schon weit gebracht. Beim Schweizer Kammermusikwettbewerb Orpheus und dem österreichischen Internationalen Franz Cibulka Musikwettbewerb heimste man 1. Preise ein. Und gleich das erste Album verblüffte ausschließlich mit Repertoire des 20. Jahrhunderts, von Anton Webern bis György Ligeti. Im Frühjahr nun, fast zeitgleich zur Tour, erscheint dann das zweite Album, für das man diesmal eine Ersteinspielung von Péter Eötvös, ein Haydn-Streichquartett sowie Songs von Leonard Cohen kombiniert hat. Das Kebyart Ensemble liebt halt frischen Sax-Wind.
Infos & Termine:
www.kebyart.com
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Dreizehn Jahre war Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (vor der Fusion mit dem Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg zum SWR Symphonieorchester im Jahr 2016) und hat mit dem sogenannten „Stuttgart Sound“ weltweit für Furore gesorgt. Dabei handelt es sich um eine gelungene Synthese aus historisch informierter Aufführungspraxis und den Klangmöglichkeiten eines modernen Orchesters. Egal ob es sich um Werke von Mozart, Haydn, Brahms oder Beethoven dreht, […] mehr