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Musiker, die nicht nur auf ihrem Instrument, sondern auch noch auf der Schreibmaschine etwas zu erzählen haben, sind eine absolute Rarität. Alfred Brendel etwa, oder Artur Rubinstein auch. Doch keiner hat sein reiches Musikerleben so lesenswert amüsant rekapituliert wie Gregor Piatigorsky. Seine Autobiografie „Mein Cello und ich und unsere Begegnungen“ ist daher immer noch Pflichtlektüre. So erfährt man darin, dass auch Weltklasseinterpreten wie Piatigorsky auf gierige Manager hereinfallen können und sich plötzlich bettelarm auf irgendwelchen Parkbänken Berlins wiederfinden. Auch wenn der aus der Ukraine stammende Cellist hart vom Leben geprüft wurde, so hört man das seinen amerikanischen Aufnahmen, die er zwischen 1940 und 1972 für RCA bzw. Columbia gemacht an, überhaupt nicht an. Auch sollte der schon bald Hochgerühmte und von Top- Orchestern aus Philadelphia und Boston eingeladene Piatigorsky mit Virtuosen-Glamour nichts am Hut haben. Als Solist wusste er etwa in seinen Paradestücken wie dem „Don Quixote“ von Strauss oder dem mit Nathan Milstein eingespielten Doppelkonzert von Brahms das Empfindsame, das Gesangliche und Brillante in eine Balance zu bringen, die ausschließlich dem Wesen der Musik gerecht wird. Ohne Starallüren ging es auch bei all den kammermusikalischen Sternstunden zu, die den Löwenanteil der jetzt remasteredten 51 Alben von Piatigorsky einnehmen. Da ragen die legendären Trio-Aufnahmen mit den musikalischen Langzeit- Kumpels Jascha Heifetz und Arthur Rubinstein heraus, aber auch im Duo-Verbund mit Pianist Ralph Berkowitz legte er Einspielungen von Cello-Sonaten u. a. von Prokofjew, Hindemith und Samuel Barber auf einem Niveau vor, das von Piatigorskys späteren Schülern nur noch Mischa Maisky und Steven Isserlis erreichten. Die Cello- und die Musikwelt, sie haben ihm vieles zu verdanken.
Guido Fischer, 17.11.2018, RONDO Ausgabe 5 / 2018
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