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Von Harnoncourt über Gardiner und Jacobs bis Christie: All diese Dirigenten sind nicht nur in der Vokal- und Orchestermusik aktiv, sondern unterziehen auch die alte Tante Oper regelmäßig einer Frischzellenkur. Nur einer aus diesem Aufführungspraxis-abonnierten Männerbund hat sich dem Musiktheater komplett verweigert: Philippe Herreweghe. Sein Desinteresse an der Oper untermauerte er einmal mit einer provokanten These: Wer große Musik schreiben wollte, der schrieb keine Oper, sondern geistliche Musik. Als alles überstrahlendes Paradebeispiel für diese Behauptung führt Herreweghe natürlich seinen Leitstern Bach an: „Bachs Musik ist große Musik.“ Der Thomaskantor spielt eine dementsprechende Rolle in der 30-CD-Box, mit dem das französische Label harmonia mundi dem Flamen zum 70. Geburtstag gratuliert. Immerhin war Herreweghe mit seinen Ensembles Collegium Vocale Gent, La Chapelle Royale und dem Orchestre des Champs-Elysées zwischen 1981 und 2008 eine tragende Säule im Katalog des Labels. Von französischer Barockmusik à la Rameau über Messen von Bach bis Bruckner bis hin zu Sinfonischem von Beethoven und Schumann reichen die stattlichen, bis heute mustergültigen Einspielungen. Auch Herreweghes Ausflüge in die klassische Moderne fehlen nicht, zu Schönbergs „Pierrot lunaire“ und Kurt Weills „Berliner Requiem“. Das freilich ist große, vom Jubilar großartig ausgeleuchtete Musik von Komponisten, die bekanntlich – ebenfalls gerne Opern geschrieben haben.
Guido Fischer, 25.11.2017, RONDO Ausgabe 6 / 2017
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