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(c) Monika Rittershaus/Salzburger Festspiele
Preistreiber des Jahres bei den Salzburger Festspielen (angeblich bis 2000 Euro pro Schwarzmarkt- Ticket): die erste „Aida“ von Anna Netrebko. Noch dazu unter Riccardo Muti, der einst die beste neuere Gesamtaufnahme dirigierte (1974 mit Montserrat Caballé). Diesmal träufeln die Wiener Philharmoniker ein Rinnsal feinster Verdi-Glitzerlava in die Ouvertüre. Francesco Meli als Radamès wird hörbar entflammt. Als Amneris züngelt Ekaterina Semenchuk giftiger und schlangenhafter denn je. Luca Salsi (Amonasro) fühlt sich im Testosteron-Bereich angeregt, während Dmitry Belosselskiy als östlich-orthodoxer Ramfis den einzigen Reflex darstellt, der von der Regie übriggeblieben ist. Nach Zerreißproben mit Muti musste die iranische Filmemacherin Shirin Neshat auf ganzer Linie kapitulieren. Rumsteh-Theater! Zumal die hohlen Styropor-Quader, die Gefrierboxen ähneln, den Eindruck erwecken, das Ganze solle im Inneren eines Tiefkühl-Schranks spielen (Bühne: Christian Schmidt). Kurz: wenig Ablenkung von den gloriosen Piano-Künsten, die Anna Netrebko in besten Momenten zur Sphärenharmonie verfeinert und in den Himmel schickt.
Netrebko hat abgenommen. Sie knüpft deutlich an sublime, nicht brachiale Aida-Vorgängerinnen an. Und singt die schwebenden, höchsten Töne fantastisch schön. Dennoch lassen sich Eingewöhnungsschwierigkeiten nicht ganz verhehlen. In tiefen Lagen muss die Sopranistin nachdrücken (was man von ihr sonst nicht kannte). Ein inneres Lodern, wie dies Maria Callas und Leontyne Price zu Gebote stand, erwartet man vergebens. Ehrlichkeit und stimmliches Barzahlen muss für einen Mangel an Geheimnis entschädigen – und an Temperament.
Dass Netrebko dennoch siegreich aus dieser schweren Aufgabe hervorgeht, liegt an der überlegen klugen Disposition Mutis. Er hat es darauf angelegt, zu drosseln, zu veredeln und zu spiritualisieren. Mit niemandem würde das so überirdisch schön funktionieren wie mit den goldsprühenden, schwerelos tänzelnden Wiener Philharmonikern. Die hat man selten besser gehört als in diesem Jahr.
Robert Fraunholzer, RONDO Ausgabe 4 / 2017
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Eva Jagun stammt aus einer Kölner Musikerfamilie und lernte zunächst Geige, Flöte, Gitarre und Klavier. Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie in diversen Chören und Bands, später studierte sie in Hamburg Musik, seit einigen Jahren lebt sie in Berlin.
Dort arbeitet sie als Sängerin wie auch als Geigerin im Studio und auf der Bühne mit einer Vielzahl von Künstlern zusammen, unter anderen mit Nina Hagen oder Dieter Hallervorden. Wichtige Impulse erhielt sie vom kanadischen Jazzbassisten […] mehr