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(c) Barbara Pálffy/Volksoper Wien
Da suchte man 1936 in Wien, weil Greta Garbo abgesagt hatte, für ein neues musikalisches Lustspiel um einen geheimnisvollen Hollywoodstar eine mysterienumwobene Schwedin. Und fand sie: in Gestalt des Damenbasses Zarah Leander. Die wurde in „Axel an der Himmelstür“ so berühmt, dass Joseph Goebbels sie sofort zur Ufa abkommandierte, und sie, wie im Stück, zum „Kinostar, du Abgott des Jahrhunderts“ machte.
Die schnell zusammengestrickte Boulevardoperette aber wurde vergessen. 80 Jahre später steht der immer auf der Suche nach dem großen Journalistencoup tänzelnde Axel in der Wiener Volksoper wieder vor seiner Himmelstür, dem Gartentor zur Villa der mondänen Leinwandgöttin Gloria Mills. Und reißt sein entzücktes Publikum zu Lachstürmen hin. Weil hier alles Parodie ist, sich keiner ernst nimmt, die Klischees steptanzen. Und eine eigentlich verblasste Zeitgeist-Seifenblase wieder wunderbar schillert – weil sie heutig und comedy-richtig optimiert wurde.
Und vor allem die Musik Ralph Benatzkys funkelt und glitzert. Sie gefällt sich in Genre- Imitationen, wurde mit weiteren Titeln angereicht, neu auf die Personen verteilt und von Kai Tietje liebevoll orchestriert. Da wird in falschen Wien-Abziehbildern made in California geschmalzt, man swingt mit der Hüfte in Holly- Holly-Hollywood, und die überspannte Diva darf bei ihrem großen Schlager „Gebundene Hände“ vor falschem Selbstmitleid schier zerfließen.
Was Bettina Mönch als Burnout-Primadonna im Garbo-Glamour-Look ganz großartig macht. Andreas Bieber gibt den Mr. Swift als entzückend News-gefräßige Spitzmaus mit knochenloser Boy-Grandezza. Alles ist in Bewegung, es gibt keine Nachdenkpause. Denn hinter dem Art-déco-Kinoportal laufen auf der so flachen wie intimen Szene immer neue Filme, die Kulissen sind Cartoons, perspektivisch grotesk verschoben. Das ist vollendeter Blödsinn, vom metiersicheren Regisseur Peter Lund ping-pong-gagspritzig, hochprofessionell serviert.
Roland Mackes, 22.10.2016, RONDO Ausgabe 5 / 2016
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