home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Dankt ab: Reiner Michalke (c) Patrick Essex/WDR

Pasticcio

Ende eines ewigen Hin und Her

Im April musste die Presseabteilung des Moers Festivals erneut mit dem Gerücht aufräumen, dass die diesjährige Ausgabe vielleicht doch nicht stattfinden wird. Kurz nach dem Ende des mit 12.000 Besuchern bestens frequentierten Jazz-Festivals machte sodann die Nachricht die Runde, dass der Künstlerische Leiter Reiner Michalke seinen Rücktritt angeboten hätte. Doch nach anscheinend konstruktiven Gesprächen mit den städtischen Verantwortlichen ließ Michalke vermelden, dass er bleiben wird. Aber nun ist es unwiderruflich: Nach immerhin elf Jahren hat er um die vorzeitige Auflösung seines noch bis 2020 gehenden Vertrags gebeten, die Stadt stimmte der Bitte einsstimmig zu. Und damit geht eine Ära zu Ende, was sich natürlich auch Michalke ganz anders vorgestellt hat. So erläuterte er in einem offenen Abschiedsbrief: „Ich musste nun erkennen, dass die sich seit Beginn diesen Jahres eklatant veränderten Arbeitsbedingungen in Moers keine verlässliche Perspektive für meine Weiterarbeit geboten haben. Und weitergehende Einschnitte, als die bereits vorgenommen worden sind, wollte ich nicht hinnehmen.“
Als Reiner Michalke 2006 seinen Job beim Moers Festivals antrat, war er natürlich voller Tatendrang. Und tatsächlich war es ihm auf Anhieb gelungen, den arg ramponierten Ruf dieses einstig renommierten Jazzfestivals nicht nur wieder zu verbessern. Michalke verankerte es dank zahlreicher Innovationen – wie dem ganzjährigen Posten „Improviser in Residence“ – in der internationalen Spitze. Trotzdem ging aber die Lokalpolitik immer mehr auf Distanz zum kulturellen Aushängeschild der niederrheinischen Stadt. Und angesichts der knappen Haushaltslage und der Defizite im Festivaletat dachte man immer wieder daran, es sterben zu lassen. Fast wäre es 2016 dann so gekommen. Was genau Michalke nun dazu bewogen hat, die Reißleine zu ziehen, ist nicht bekannt. Aber es waren wohl erneut rote Zahlen der Grund. Immerhin hat die Stadt zugesichert, das Festival auch im nächsten Jahr stattfinden zu lassen. Und Michalke – der hat sich bereit erklärt, bei der Suche nach einem Nachfolger zu helfen. Der muss dann aber wohl vor allen Dingen extrem risikofreudig und nervenstark sein.

Reinhard Lemelle



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Blind gehört

„Was, Rubinstein?! Ich bin von den Socken …!“

zum Artikel

Boulevard

Die schwebende Gitarre

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Großen Pop-Balladen mit der Gitarre eine ganz eigene Färbung verleihen: Dass er diese Kunst […]
zum Artikel

Gefragt

Sabine Devieilhe

Barocker Spieltrieb

Eigentlich singt die französische Sopranistin eher die großen Koloraturpartien, und gar nicht so […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Es erhielt 1885 den 1. Preis im Kompositionswettbewerb des Berliner Tonkünstlervereins und wurde Ende des Jahres in Meiningen unter den Auspizien von Brahms und Bülow uraufgeführt. Komponiert 1883/84, zwischen der 1. Sinfonie und der Burleske für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen […] mehr


Abo

Top