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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Schmiss hin an der Wiener Staatsoper: GMD Franz Welser-Möst (c) IMG Artists/Roger Mastroianni

Pasticcio

GMD gesucht!

Da sind die Opernhäuser in Wien und Rom wirklich schlagzeilenträchtig in die neue Saison gestartet. Anfang September schmiss Franz Welser-Möst als Generalmusikdirektor an der Wiener Staatsoper von heute auf morgen alles hin. Zwei Wochen später zog Riccardo Muti nach und kündigte mit sofortiger Wirkung seinen eigentlich auf Lebenszeit abgeschlossenen Vertrag als Musikdirektor an der Opera di Roma. So unterschiedlich der Ruf der Opernhäuser, so verschieden sind auch die Beweggründe der beiden Dirigenten gewesen. Der 2010 zum GMD berufene Welser-Möst, dessen Kontrakt mit der Wiener Staatsoper noch bis 2018 lief, hatte künstlerisch schon lange keinen guten Draht mehr zum Operndirektor Dominique Meyer. „Diese Differenzen über die künstlerische Ausrichtung sind nicht von heute auf morgen entstanden", so Welser-Möst in seiner offiziellen Begründung. „Dominique Meyer ist als Direktor die Nummer eins. Er ist ein sehr netter Mensch und hat in künstlerischen Dingen andere Meinungen. Das steht ihm auch zu. Aber dann muss ich die Konsequenzen ziehen.“ Während Meyer zur Causa „Welser-Möst“ schweigt, hat immerhin sein Vorgänger Ioan Holender sich mal wieder zur Wort gemeldet: „Ich verstehe, dass ein Künstler geht, wenn er seine Vorstellungen nicht verwirklichen kann und nicht in eine echte Partnerschaft einbezogen wird.“ Immerhin steht Welser-Möst ja jetzt nicht ganz auf der Straße, sondern hat als Chefdirigent seit Jahren einen Koffer in Cleveland beim lokalen Orchester.
Auch Riccardo Muti hat bekanntermaßen in Übersee ein Festengagement beim Chicago Symphony Orchestra (wobei diese Partnerschaft um einiges ertragreicher ausfällt als die von Welser-Möst / Cleveland). Ab sofort will sich der italienische Super-Maestro darüber hinaus noch intensiver dem von ihm gegründeten Jugendorchester „Orchestra Cherubini“ widmen. Seinen Abschied aus Rom hatte er mit fortdauernden Problemen begründet, die „sich in letzter Zeit aufgetan hätten. Es fehlen die Voraussetzungen, um eine unbeschwerte Atmosphäre zu gewährleisten. Diese brauche ich aber, um gute Aufführungen zu erzielen.“ Damit zielte Muti wohl auf die ständigen Streiks, mit denen der laufende Betrieb unterbrochen wird. Auslöser dafür ist ein Schuldenberg von 30 Millionen Euro, den das Opernhaus mit den dafür nötigen Einschnitten abbauen muss. Doch Muti ist mit 73 Jahren in einem Alter, in dem er noch mal was ganz Neues ausprobieren sollte. Ein Job ist ja in Wien gerade frei geworden. Und gerade erst hat Dominique Meyer erklärt: „Muti kann kommen, wann er will. Wir warten auf ihn mit offenen Armen.“

Guido Fischer



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