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Zurückhaltender Revolutionär der Alten Musik: Frans Brüggen (+)
Obwohl Blockflötistin Dorothee Oberlinger nie bei ihm selber, sondern bei einem seiner unzähligen Schüler studiert hat, hatte auch sie von ihm ein Poster im Jugendzimmer hängen. „Er sah ja auch als junger Mann wirklich nicht schlecht aus“, so Oberlinger im RONDO-Interview über Frans Brüggen. Doch nicht nur Oberlinger, sondern Heerscharen von Musikern bewunderten Brüggen zuallererst stets für das, was er für die Blockflöte, die Alte Musik und die historische Aufführungspraxis geleistet hatte. So polierte er in den 1960er Jahren mit seinem unermüdlichen Einsatz auch für die Randbezirke des Repertoires das Image der Blockflöte auf, weg vom harmlosen Vorschulinstrument, und konnte sogar zeitgenössische Komponisten wie Luciano Berio gewinnen, für ihn bzw. für sie etwas zu schreiben. Daneben aber war Brüggen, der 1934 in Amsterdam geboren wurde und mit 21 Jahren bereits zum Professor am Königlichen Konservatorium von Den Haag ernannt wurde, auch lange loses Mitglied einer legendären Boyband. Mit Gustav Leonhardt, den Kuijken-Brüdern und Anner Bylsma bildete Brüggen die Speerspitze der niederländischen Originalklangbewegung. Und welcher angehende Musiker sich auf die hohe Kunst der Klangauthentizität spezialisieren wollte, der pilgerte in die Niederlande, um eben auch bei Brüggen zu studieren.
Doch der Mann mit dem goldenen Blockflötenton und zuletzt noch dichter Silbermähne musste irgendwann feststellen, dass der Werkkatalog für sein Instrument begrenzt ist („Es ist zu mager für ein Menschenleben.“) So tauschte er 1981 endgültig das Solistendasein gegen das Dirigentenpult ein, indem er sein eigenes Orchester „The Orchestra of the 18th Century“ gründete und fortan mit ihm bedeutende Statements selbst in der Sinfonik der Wiener Klassik und Romantik ablieferte. Im Oktober wollte Frans Brüggen seinen 80. Geburtstag auch mit seinem Orchester und einer Tournee feiern. Doch jetzt ist er mit 79 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine ganz große Musikerpersönlichkeit und einen Troubadour der Blockflöte, der wusste, wie man etwa eine Telemann-Fantasie umgarnen kann. Man schaue sich als Beleg im Internet nur seinen TV-Auftritt von 1967 an…
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Dreizehn Jahre war Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (vor der Fusion mit dem Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg zum SWR Symphonieorchester im Jahr 2016) und hat mit dem sogenannten „Stuttgart Sound“ weltweit für Furore gesorgt. Dabei handelt es sich um eine gelungene Synthese aus historisch informierter Aufführungspraxis und den Klangmöglichkeiten eines modernen Orchesters. Egal ob es sich um Werke von Mozart, Haydn, Brahms oder Beethoven dreht, […] mehr