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Die Händelfestspiele Halle haben sich in Zachows rundem Todesjahr vorgenommen, Händels Verhältnis zu den Konfessionen zu beleuchten. Denn trotz seiner Herkunft aus streng lutherischer Familie wurde er im päpstlichen Rom zum gefeierten Komponisten katholischer Psalmen und Oratorien und Mittelpunkt der Adels- und Kardinalspaläste – ohne deshalb zu konvertieren, wie Bach-Sohn Johann Christian. Während Vater Bach zwischen pietistischen Leipzigern und katholischem Dresdner Hof lavierte, verbrachte Händel den Großteil seines Lebens im anglikanischen London. Und wiederum setzte er sich intensiv mit der Kirchenmusiktradition der Anthems auseinander und bescherte dem Königshaus Fest- und Krönungsmusiken vom Feinsten. In seinen letzten Jahrzehnten fütterte er das Selbstverständnis des aufgeklärten britischen Bürgertums als auserwähltes Volk mit alttestamentarischen Erbauungsstoffen – und verlegte das Oratorium aus dem Gebetsin den Konzertsaal.
Nicht weniger als sechs Oratorien und drei Opern Händels stehen auf dem Programm, passend zum Thema werden Exkursionen zu Konzerten in den Lutherstädten Eisleben und Wittenberg angeboten. Für die mehr als 100 Veranstaltungen konnten nicht wieder nur die einschlägigen Namen, sondern Künstler gewonnen werden, die Vorfreude wecken. Im Programm finden sich Philippe Jaroussky, Jordi Savall, Ragna Schirmer und Bernarda Fink. Enrico Onofri leitet das kammerorchester basel in »Poro, Re dell’Indie« und Eduardo López Banzo sein spanisches Al Ayre Español in Scarlattis »Martirio di Santa Teodosia«. Populäres Crossover lockt mit Feuerwerksmusik, während Jan Assmann sich in einem Festvortrag das Oratorium »Israel in Egypt« entschlüsselt. Das Jugendbarockorchester »Bachs Erben« darf sich auf das Opernfragment »Genserico« stürzen. Geheimtipp: das Konzert von Ausnahme- Harfenistin Margret Köll und Lautenist Luca Pianca am 8. Juni.
www.haendelfestspiele.halle.de
Carsten Hinrichs, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 2 / 2012
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