Ramée/Note 1 RAM 1501
(69 Min., 2/2015)
Einerseits ist es ja ein Ausdruck von Bescheidenheit für eine junge Sängerin, ein neues Album als Hommage an eine der großen Sopranistinnen der Operngeschichte herauszubringen. Auf der anderen Seite ist ein solches Projekt extrem ehrgeizig – denn natürlich stellt sich sofort die Frage, inwieweit das große Vorbild erreicht wurde. Befragt man die Quellen, dann wird man trotz der Schönheit der Aufnahme eher wenige Gemeinsamkeiten zwischen Francesca Cuzzoni und Hasnaa Bennani finden: Die kleine Italienerin mit den groben Gesichtszügen begeisterte unter anderem mit der ungekünstelten Naivität ihrer hellen Stimme, ihren wenigen aber effektvollen Verzierungen und ihrem klug eingesetzten Spiel mit dem Tempo. Bennani dagegen hat eine eher warme Stimme mit einem kontrollierten, aber doch sehr deutlichen Vibrato, das ihrem Vortrag bisweilen das Ungekünstelte und die Leichtigkeit nimmt. Den großen Stimmumfang der Cuzzoni kann Bennani gut ausfüllen, wobei sie lediglich beim Übergang zur allerhöchsten Lage bisweilen einen Hauch eng klingt. Geschmackvoll, aber nicht immer dem Textausdruck zwingend folgend sind die Verzierungen, die sie besonders bei der Wiederkehr des ersten Arienteils anbringt. Die Begleitung ihrer Arien durch Les Muffatti ist feurig und voller Esprit, wobei Peter van Heyghen zugleich mit gutem Klangfarbensinn dirigiert. Auch wenn dieses Album keine stimmliche Wiederauferstehung der unvergleichlichen Cuzzoni ist, so bietet es doch einen angenehm zu hörenden Überblick über die wichtigsten Arien, die Händel für sie schrieb.
Carsten Niemann, 23.04.2016
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