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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Diabelli-Variationen op. 120, Bagatellen op. 119

Daniel-Ben Pienaar

Avie/Musikwelt AV 2260
(68 Min., 9/2011)

Wer hören wollte, konnte seit der spektakulären Aufnahme der Klaviersonaten Mozarts in Daniel-Ben Pienaar einen der aufregendsten Pianisten seiner Generation erkennen, aufregend, weil da einer Mozarts theatralische Gesten mit einer allen Stilkonventionen spottenden Freiheit ausspielte, ohne sich in diesem atemberaubend weiten Ausdruckskosmos im Beliebigen zu verlieren. Und so gerät auch sein Weg durch den Raum der Diabelli-Variationen zu einem regelrechten Abenteuer, so rücksichtslos folgt der Südafrikaner den jähen Bewegungsumschwüngen und erzeugt in jeder Variation unerhört interessante Gegenwart, völlig ungerührt, ob er damit irgendeine hypothetische stilistische Konsistenz zerstören könnte.
Wir aber erkennen zunächst nur Einzelnes, Verblüffendes; wie Lavageschosse fliegen einem die Akkorde der Nr. 10 um die Ohren, nicht minder elektrisierend gerät der Presto-Galopp der Nr. 15, in deren Basslinie wunderbar platzierte „Sprengsätze“ zünden. Gegensätze werden ins Extreme ‒ und extrem Schlüssige! – getrieben, wenn er mächtig federnde Bassoktaven zum gewaltsam treibenden Motor der Nr. 17 macht, die folgende Variation („poco moderato“) indes bedächtig ausbreitet wie ein Brahmssches Intermezzo – und so geht das auch weiter. Technisch bravourös (man höre die haklige Nr. 19) werden Bewegungsmuster herausgeschält, deren Richtung uns verwirrt. In seinem der pianistischen Qualität ebenbürtigen Begleitessay sagt es Pienaar sehr schön: „So haben wir also oft das Gefühl, dass, egal wie stark eine Variation vorwärts strebt, die allgemeine Richtung auch aufwärts führt: ein Rausch nach oben, eine enorme Anstrengung, ein leichtes Klettern (...) oder ein plötzlicher Spurt.“ In diesem Geist wirft er uns bis an die Grenzen dieses unermesslichen musikalischen Kosmos. Das mag uns unbehaglich sein, anstrengend, allzu rücksichtslos. Aber wir müssen wieder hören. Er zieht uns in dieses Werk. Könnte Interpretation Größeres leisten?

Matthias Kornemann, 27.04.2013


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