RCA/BMG 0 90266 35112 1
(76 Min., 5/1999) 1 CD
Seine Musik, oder sagen wir besser: sein Stil, ist wohl jedem vertraut, auch jenen, die seinen Namen gar nicht kennen: Aaron Copland ist, neben Charles Ives und George Gershwin, der Schöpfer einer amerikanischen Nationalmusik. Als Modernist begann er, doch später versuchte er, auf der Basis der Folklore, zu einer Tonsprache zu gelangen, die als spezifisch amerikanisch erkannt werden sollte.
In seinen bekanntesten Kompositionen, den Balletten "Billy The Kid", "Rodeo" und "Appalachian Spring", hat er dies erreicht. Die Werke zitieren Volks- und Cowboy-Lieder, doch nie im Sinne eines platt-sentimentalen Folklorismus. Coplands Sprache ist stets seine eigene, und mit einfachsten Dreiklangskombinationen gelingt es ihm, auf unnachahmliche Weise die Weite der amerikanischen Landschaft zu evozieren, und zugleich die Tonalität so frisch erscheinen zu lassen, als habe er sie soeben erst erfunden. Kein Wunder, dass sich Generationen von Filmkomponisten für ihre Western-Partituren bei Copland bedienten – allerdings ohne je seine schlichte Größe zu erreichen.
Bislang waren Leonard Bernsteins Aufnahmen bei Sony die erste Wahl – kein Wunder, war Bernstein doch ein Freund Coplands. Michael Tilson Thomas legt nun eine Einspielung vor, die Bernstein durchaus Konkurrenz macht. Das Klangbild ist an Transparenz und Dynamik kaum zu überbieten, und Tilson Thomas entdeckt in ruhigerer und unaufgeregterer Gangart als Bernstein viele schöne neue Einzelheiten. Er zeigt, auch ohne den folkloristischen Hintergrund allzu sehr zu betonen, dass diese genialen Werke nicht nur mitreißend, sondern auch substanzreich sind. Schade, dass er uns den überflüssigen Gimmick einer jubelnden Menschenmenge im letzten Satz von "Rodeo" nicht ersparen konnte.
Thomas Schulz, 10.08.2000
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