harmonia mundi HMC 902072
(60 Min., 12/2009)
Wer zum Pergolesi-Jahr ausgerechnet mit einer Aufnahme des "Stabat Mater" Aufmerksamkeit erregen will, muss sich seine Sache schon sehr genau überlegen. Und das haben die Interpreten dieser Einspielung denn auch getan: Zum einen ist das Werk nicht bloß mit dem üblichen "Salve Regina" in c-Moll kombiniert, sondern auch mit einem Instrumentalstück, welches das Werk wirkungsvoll in einen größeren, nicht nur geistlichen Zusammenhang komponierter Frauenklagen stellt: Es handelt sich um Locatellis Konzert "Il pianto d'Arianna", das auf ein beliebtes Opernsujet der Zeit zurückgeht. Mit seinen instrumentalen Rezitativen und den von der Akademie für Alte Musik äußerst farbenreich und präzise herausgearbeiteten Stimmungsumschwüngen wirkt das Konzert wie ein Spiegel der Oper, ohne selbst Oper zu sein – und genau dies lässt sich auch von der Interpretation des "Stabat Mater" sagen. Es ist zum einen die Kunst der plastischen Einzelwortausdeutung, die auch vor kontrolliertem Vibratoeinsatz (etwa für das Wort 'tremens') nicht zurückschreckt, mit der Anna Prohaska und Bernarda Fink die Brücke vom Schöpfer der "Serva padrona" zum Kirchenkomponisten Pergolesi schlagen. Zugleich halten sie das ganze Stück eine dramatische Spannung durch, die nicht nur das Mitleiden mit der lebhaft imaginierten Gottesmutter betrifft, sondern sogar aus Fugeneinsätzen ein Frage- und Antwortspiel macht. Kongenial im Ausdruck und noch fokussierter in der Tongebung ist die Akademie für Alte Musik, der sogar das Kunststück gelingt, Pergolesis archaisierende Vorhaltfiguren wie eine Vorahnung von Glucks Ouvertüren klingen zu lassen.
Carsten Niemann, 22.01.2011
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