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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Ludwig van Beethoven

Sonaten für Klavier Nr. 6, 12, 14 u. 27

Angela Hewitt

Hyperion/Codaex CDA 67797
(63 Min., 8-9/2009)

Angela Hewitt bleibt sich treu. Auch in ihrer dritten Einspielung von Klaviersonaten Ludwig van Beethovens reklamiert die außergewöhnliche kanadische Pianistin für sich die Negation, sprich: Sie gibt freimütig zu, kein System zugrunde legen zu wollen. Weder chronologisch noch dramaturgisch trachtet die Auswahl danach, dem Hörer eine Logik aufzunötigen. Das mag einigen Zyklus-Puristen allzu libertinär anmuten. Der von derartigen Zwängen freie Hörer indes kann sich zurücklehnen und (wieder einmal) die hohe Kunst des kultiviert-unprätentiösen Klavierspiels genießen. Keinerlei Furor waltet in diesen Interpretationen. Alles ist beinahe akademisch wohlgeordnet, wunderbar fein phrasiert und artikuliert, das wird schon beim Thema der an erster Stelle stehenden As-Dur-Sonate op. 26 evident. Wie ein schlichter Gesang kommt diese Melodie daher, klar formuliert, mit minimaler Agogik, und dennoch ist alles poetisch gefügt. In dieser Mischung liegt auch in der Folge das (gar nicht so große) Geheimnis der Aufnahme. Der Klang ist, bei äußerst sparsamer Pedalisierung, wohl ausbalanciert und gerundet, er ist, wo nötig, auch resolut, aber nur selten so schroff, dass man erschrecken würde (wie beispielsweise bei Emil Gilels, wenn er in Ekstase geriet). Transparenz lautet das Zauberwort – und eine strukturelle Durchdringung der einzelnen Sätze. Die Läufe perlen, wollen aber nicht brillant oder virtuos sein, sondern nur präzise. Und luzide. Lediglich im Finale der "Mondscheinsonate" lässt Angela Hewitt die Furien minutenweise los, doch selbst hier wirkt ihr Spiel noch kontrolliert genug, um die formalen Abläufe zu veranschaulichen. Hinreißend ist ihr Beethoven nicht. Er wirft den Hörer nicht aus dem Sessel. Aber es ist ein fesselnder Beethoven. Seine Vitalität und Dynamik kommt mehr von innen, gespeist ist er mit einer breiten dynamischen Palette, die vom zartesten Pianissimo bis zum Fortissimo reicht, aber eben nie darüber hinaus. Und dann ist da noch etwas, wir kennen es vor allem von Angela Hewitts Bach. Es ist dieser unglaublich logische Atem, der jede Sonate durchströmt, diese bezwingende Natürlichkeit der "Handlung". Gewiss gibt es Pianisten, die aus Beethoven mehr herausholen. Aber nur wenige, die so sehr in ihn hinein zu hören vermögen.

Jürgen Otten, 21.08.2010


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