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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Benjamin Britten

The Turn Of The Screw

Mireille Delunsch, Olivier Dumait, Gregory Monk, Nazan Fikret, Hanna Schaer, Marlin Miller, Marie McLaughlin, Mahler Chamber Orchestra, Daniel Harding, Luc Bondy

Bel Air Classiques/harmonia mundi BAC008
(108 Min., 2001) PAL, Format 16:9

Zwei Kinder werden von ihrer ehemaligen Gouvernante (Miss Jessel) und einem früheren Hausdiener (Peter Quint) auch nach deren Tod noch beherrscht; es wird deutlich, dass sexuelle Abhängigkeit im Spiel ist. Die neue Gouvernante, die diese Situation auf einem einsamen englischen Landsitz vorfindet, nimmt gemeinsam mit der Hausangestellten den Kampf gegen das Böse auf. Sie verstrickt sich selbst, fasst eine ebenfalls nicht ganz saubere Zuneigung zu dem Knaben Miles. Am Ende glaubt sie schon, ihn dem bösen Quint entrissen zu haben, muss aber feststellen, das der Junge die Auseinandersetzung um seine Person nicht überlebt hat ...
Ein schauriger Stoff, den Henry James in einer Novelle ausbreitete, wobei er, wie so oft, mehr für sich behielt als verriet; umso beunruhigender ist das geheimnisvolle Geschehen. Benjamin Britten war fasziniert von der Geschichte; die Verarbeitung seiner eigenen Homosexualität, die wohl auch pädophile Züge hatte, spielte dabei eine zentrale Rolle. In seiner 1954 nach einem Libretto von Myfanwy Piper entstandenen Oper konzentriert er sich ganz auf die Beziehungen der Personen zueinander: Er lässt die Sänger nur von einem Kammerorchester begleiten, und als musikalisches Material verwendet er eine Zwölftonreihe, die u. a. zur Grundlage von zwölf instrumentalen Variationen wird, welche die Szenen interpolieren. Höchst eindringlich ist die Kommunikation der handelnden Personen musikalisch ausgestaltet. Regisseur Luc Bondy wird dieser Vorgabe bei seiner Inszenierung für das Festival in Aix en Provence durch eine detailgenaue, in ihrer Gestik und Mimik stets aussagekräftige Personenführung gerecht; sie entfaltet sich vor einem sehr sparsamen, düsteren Bühnenbild (realisiert von Richard Peduzzi), zu dessen Hauptmerkmalen die Farben schwarz und blau sowie viereckige Formen zählen.
Mireille Delunsch, die als häufiger Gast in Aix eine faszinierende Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt, brilliert als Gouvernante, abgesehen von ihrem starken französischen Akzent, durchgehend: Völlig jenseits aller stimmlichen Probleme geht sie voll in ihrer Rolle auf und liefert ein überzeugendes Porträt der mehr und mehr in den Strudel ihrer eigenen unterdrückten Leidenschaften geratenden Frau. Ihr Gegenspieler Peter Quint hat in Marlin Miller einen hervorragenden Interpreten gefunden: Höchst einschmeichelnd und verführerisch bei kaum verborgener abgrundtiefer Bosheit umgarnt er sein Opfer und reißt es schließlich mit ins Verderben. Die beiden Kinder werden wirklich von Kindern dargestellt; hier ist vor allem die reife sängerische Leistung von Nazan Fikre als Flora hervorzuheben.
Die Ausstattung der DVD beschränkt sich leider auf eine magere Synopsis der Handlung; bei einem so komplexen Stück wäre es sinnvoll gewesen, den Kunden nicht mit den Hintergründen des Stücks und der Inszenierung allein zu lassen.

Michael Wersin, 01.09.2007


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