Chandos/Codaex CHAN 10548
(117 Min., 2/2009) 2 CDs
1948 als Tourstück für seine English Opera Group entstanden, hat sich Benjamin Brittens Bearbeitung der "Beggar's Opera" nie wirklich durchsetzen können: Obwohl die Fassung aus Britten kreativster Schaffensphase stammt und von ihm durch die Verleihung einer Opuszahl quasi als eigenes Werk vereinnahmt wurde, verrät sein Reworking mehr Respekt vor der Vorlage als kreativen Zugriff. Schon bei den ersten Aufführungen bemängelten die britischen Kritiker den Verlust des rotzig-rauen Tonfalls, der den eigentlichen Reiz des Stücks ausmacht. Und während Brittens im Vergleich zu anderen Bearbeitungen relativ große Treue gegenüber der Originalmusik von Johann Christoph Pepusch damals immerhin noch als Pluspunkt gelten konnte, klingt heute dank der Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis das barocke Original eindeutig lebendiger und kratzbürstiger als Brittens klassizistisch polierte Nachkriegsversion. In einer szenischen Aufführung lässt sich das durch die Bühne noch halbwegs kompensieren, eine CD-Aufnahme müsste der Gefahr musikalischer Langeweile allerdings ganz entschieden entgegensteuern. Doch dafür ist der Brite Christian Curnyn, der bei Chandos schon zwei kreuzlangweilige Händelaufnahmen vorgelegt hat, der falsche Mann: Bei seinen Bettlern geht es so gesittet zu wie bei einem Five o'Clock Tea. Dazu schleppen sich die Dialoge (absurderweise in nicht gerade proletarischem Oxford-English) mit der überakzentuierten Leblosigkeit, dahin, die man von Hörspielkassetten für den Englischunterricht kennt. Das wäre dann immerhin noch ein Verwendungszweck.
Jörg Königsdorf, 19.12.2009
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