Naxos 8.57 0328
(63 Min., 11/2006) 1 CD
Einerseits kann man Schuberts Ouvertüren als Versprechen sehen, die in den ihnen folgenden Opern nicht eingelöst werden – oder sie als gehaltvolle poetische Würfe bewundern, die des vokalen Appendix gar nicht mehr bedürfen. Zu Letzterem wird tendieren, wer sich die Ouvertürensammlung zu Gemüte führt, die Christian Benda und seine Prague Sinfonia mit der vorliegenden CD begonnen haben. Schon das Vorspiel, das der etwa 15-jährige Schubert zur Komödie "Der Teufel als Hydraulicus" schrieb, zeigt einen vollkommen souveränen Komponisten, der dem munter lärmenden Vorhangöffner mit klug gesetzten harmoniefremden Tönen unheimliche Teufelshörner aufzusetzen weiß. Von Stück zu Stück beobachten wir, wie sich Schubert vom Nachwuchstalent zum Genie entwickelt: Die dramatische Zuspitzung, die Tiefendimension der Charaktere, die man in seinen Opern vermisst – in den dräuend ausgesponnenen langsamen Einleitungen, in dem Widerstreit der Haupt- und Gegenthemen findet man all dies wieder. Zwar will Benda weniger "Rampensau" sein als redlicher Kapellmeister, aber ein packender Erzähler ist er allemal. Auf der Grundlage eines vollen, samtigen, aber nicht optimal transparenten Streicherklangs erfreuen insbesondere die Bläser der Prague Sinfonia durch Intonationsreinheit, lebendige Gesten und rhythmische Präzision. Wenn es nach den neun ersten Schubertouvertüren noch einen Grund gibt, den Vorhang zu heben, dann für Volume 2.
Carsten Niemann, 25.09.2009
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