Channel Classics/harmonia mundi CCS 26208
(67 Min., 9/2007) 1 CD
Keine Rezension dieser Werke ohne den Hinweis, dass die Reihenfolge der Instrumente im Titel kein Versehen, sondern Kalkül ist. Die drei großen Sonaten KV 296, 396 und 377, Teil der einst unter der Opuszahl 2 veröffentlichten "Aurnhammer-Sonaten", hat Mozart denn auch einer Dame gewidmet, die bei ihm Stunden im Klavier- und nicht im Geigenspiel nahm. Das Problem ist aber – ähnlich ja wie bei Beethovens Klavier-Violin-Sonaten –, dass sich eine Geige nur mit Mühe im Hintergrund halten lässt. Selbst wenn sie reinstes Füllwerk spielt, fällt es dem Hörer schwer, die Aufmerksamkeit wirklich aufs Klavier zu richten. Nicht so bei Gary Cooper und Rachel Podger. Es ist kein kleines Verdienst ihrer nun in die sechste Folge eingetretenen Gesamtaufnahme dieses Werkkomplexes, die Verhältnisse wieder zurechtzurücken. Ganz entscheidend dafür ist die Wahl des Instrumentariums und einer entsprechenden Interpretationspraxis: Der gegenüber dem modernen Flügel materiellere und perkussivere Klang des Fortepianos, den Coopers brillantes Non-Legato-Spiel selbstbewusst herausstellt, und Podgers Verzicht auf virtuosen Dauerglanz und ihre genaue Durchgestaltung auch der leiseren Passagen, das sind wesentliche Vorbedingung für die gelungene Perspektivkorrektur. Dazu kommt eine hervorragende Abstimmung bei Tempo, Phrasierung und Dynamik. Kritikpunkt bleibt allein Rachel Podgers Neigung zur Überprononcierung. Besonders auf längeren Notenwerten lasten überflüssige Akzente und Crescendi, die die vorwiegend vokal gedachte Linienführung stören und gekünstelt wirken. Mozart hat etwa im KV 296 das "Fortepiano" durchaus als außergewöhnlichen Effekt gedacht und als solchen dem Text an entsprechender Stelle genau eingezeichnet, ebenso wie er zwei verschiedene Staccatoarten vorschreibt. Hätte er so viel mehr haben wollen, er hätte sicher Wege gefunden, auch das zu kommunizieren.
Raoul Mörchen, 07.08.2009
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