home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Responsive image
Johannes Brahms

Sinfonie Nr. 2, Chorwerke

Nathalie Stutzmann, Monteverdi Choir, Orchestre Révolutionnaire et Romantique, John Eliot Gardiner

Soli Deo Gloria/harmonia mundi SDG 703
(73 Min., 11/2007) 1 CD, live

Auf den ersten Blick scheint Brahms’ zweite Sinfonie dem klassischen Ansatz entgegenzukommen, den John Eliot Gardiner in seiner im Entstehen begriffenen Gesamtaufnahme verficht: Verbreitert doch das großflächige Legato herkömmlicher Aufnahmen den lyrischen Grundton der ersten drei Sätze in beschauliche Stagnation – Sir Johns durchgängig spürbares Bemühen um Durchsichtigkeit und Formdeutlichkeit rückt dagegen den labilen Gleichgewichtszustand des Werks zwischen resignativer Weltabkehr und dem erfüllten melodischen Augenblick in den Vordergrund. Statt auf orchestrale Fülle setzt Gardiner auf Dialog, statt großer Linien dominieren kleinräumige Spannungsverhältnisse: Jede Phrase hat eine Antwort, der vorantreibende Impuls der Sätze entwickelt sich nicht aus einer aufgebauschten Artikulation, sondern aus einem quasi organischen Reagieren der Stimmen aufeinander. Nie klingt dieser Brahms dick oder gar speckig, weil die Streicher keinen emotionalen Vibrato-Überdruck aufbauen müssen, der sie über lange Bindebögen trägt. Dabei sind Gardiners Tempi gar nicht einmal besonders außergewöhnlich – selbst den befreienden Überschwang des Finales geht er vergleichsweise entspannt an und lässt die Musik swingen, statt sie als ekstatisch-rasante Bravournummer abschnurren zu lassen.
Die Kopplung mit Chorwerken, darunter einer markanten Interpretation der Alt-Rhapsodie mit der fabelhaften Nathalie Stutzmann (endlich mal wieder ein echter Alt!) ist wiederum nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal der Einspielung, sondern bereitet auch stimmig auf den rhetorischen Gestus von Gardiners Brahms-Bild vor.

Jörg Königsdorf, 07.05.2009



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top