Warner 2564 61561-2
(64 Min., 2/2004) 1 CD
Einmal mehr erweist sich Mariss Jansons als hervorragender Begleiter eines Solisten: Die Orchesterexposition des ersten Satzes von Brahms’ Violinkonzert gestaltet er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks klassizistisch streng und rhythmisch markant; er zwingt den gewöhnlich voll Ungeduld auf die Solovioline wartenden Hörer damit nicht nur zur Aufmerksamkeit, sondern liefert vor allem Julian Rachlin interpretatorische Eckdaten, innerhalb derer er seine vor allem in die unteren dynamischen Bereiche hinein vielschichtig ausdifferenzierte Idee des Soloparts wirkungsvoll entfalten kann. Hierin liegt die Besonderheit der vorliegenden Aufnahme: Rachlin verfügt nicht über jenen vollen, süffigen Ton vieler Kollegen, der dieses Konzert oft zu einer üppigen Klangorgie werden lässt; er brilliert dafür aber mit einer Delikatesse auf Basis einer breiten Farbenpalette, mittels derer er einige Passagen des Werks in ein neues Licht zu setzen vermag.
Nicht ganz so überzeugend wie bei Brahms funktioniert die Zusammenarbeit bei Mozarts drittem Violinkonzert KV 216: Ein wenig zu sparsam und spitz erscheint hier oft Rachlins Tongebung, bisweilen auch allzu gerade für eine nicht-historisierende Darbietung vor entsprechend weichem, zuckersüßem orchestralen Hintergrund. Bezaubernd intensive und dichte Momente gibt es allerdings auch hier, namentlich im langsamen Satz, wo die dynamische Spannweite - ähnlich wie bei Brahms - äußerst effektvoll bis zum Pianissimo ausgereizt wird.
Michael Wersin, 21.08.2004
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr