EMI 394 316-2
(51 Min., 6/2006, 4/2007) 1 CD
Seit über einem Vierteljahrhundert versucht Riccardo Muti nun schon, das geistliche Schaffen Luigi Cherubinis zu rehabilitieren. Und obwohl jeder seiner Aufnahmen seit der Einspielung von Cherubinis "Requiem" eine Pionierleistung attestiert wurde, ist der von Beethoven so hochverehrte Italiener in Frankreich nie über den Geheimtippstatus hinausgekommen. Mit der Einspielung der Missa solemnis E-Dur, der u. a. noch die Motette "Nemo gaudeat" angehängt wurde, wird sich auch daran wohl kaum etwas ändern. Natürlich ist Cherubini wieder als charaktervoller Regisseur der Chor- und Orchesterpartien zu erleben, der die genaue Balance aus intensiver Verinnerlichung (Kyrie), prachtvoller Entfaltung (Gloria) und strahlenden Hymnen (Sanctus) beherrscht. Nur bietet die Missa solemnis rückblickend in der Summe nicht so viel Gegenwind auf, der einen Beethoven vor Ehrfurcht von seiner "Missa solemnis" hätte abhalten können. (Cherubinis Requiem hatte da schon ganz andere Auswirkungen.)
Überflüssige Liebesmüh’ ist Riccardo Mutis aktuellstes Cherubiniplädoyer aber dennoch nicht. Zumal er mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks wieder seinen langjährigen und damit versierten Partner bei seiner Cherubiniexegese zur Seite hat. Und auch der Radiochor verirrt sich nicht in vernebelter Klangmystik, sondern beweist in den beschwörenden Momenten dynamisches Durchstehvermögen. Dass die vier Solisten zudem souverän und intonationssicher agieren, ist ein weiterer Pluspunkt in dieser Liveaufnahme. Nur die Zweifel, ob es sich dabei tatsächlich um ein vergessenes Hauptwerk Cherubinis handelt, kann auch sie nicht ausräumen
Guido Fischer, 07.09.2007
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr